Ben Folds

Way To Normal

Sony BMG

Ben Folds, jedermanns Lieblingspianist, ist zurück. 18 Monate hat er sich scheiden lassen und gelegentlich gediegene Konzerte mit Orchestren in den USA und Australien gespielt. Dann, sagt Folds, sei die Platte explodiert wie eine viel zu lang geschüttelte Sektflasche.

„Way To Normal“ ist also ein Befreiungsschlag, aber Folds hat natürlich nicht sein „Blood On The Tracks“ geschrieben. Vielmehr hat er sich selbst eine Junggesellenparty organisiert, mit all dem derben Spaß, der auf dem dem letzten Werk, „Songs For Silverman“, außen vor geblieben war. Der Opener „Hiroshima“ erweist Elton John, circa „Benny And The Jets“, die Ehre- Folds erzählt, wie er bei einem Konzert in der titelgebenden Stadt von der Bühne fällt und öffentlich blutet: „All around the world/ They’re watching me fall“, croont er und kokettiert mit den Lesarten, die öffentliche Scheidung im Hinterkopf.

Das frenetische, wild trampelnde „Dr. Yang“ imitiert Paul McCartney, Folds singt sogar ein bisschen wie er. Bei dem Supertrampartig marschierenden „You Don’t Know Me“ singt Regina Spector eine zweite Stimme, das Lied klingt mit seinen Stakkato-Streichern ein bisschen nach modernem R&B. Auf „Songs For Silverman“ hätte es so ausgebuffte Arrangements nicht gegeben- Folds hatte damals gerade wieder eine Band und nahm bei den Sessions dogmatisch jeden Tag ein Lied auf, ganz ohne Sperenzchen.

Zum ersten Mal besinnlich wird es bei dem schrecklich schönen Trennungslied „Cologne“. Four, three, two, one, I“m letting you go. Das ist das Großartige am aktuellen Ben Folds, dass er von einem Song zum nächsten die Gefühlslagen so vollkommen ändern kann.

Denn nach der Trauer kommt der Blödsinn. „Errant Dog“ ist ein Rotzlöffel, „Free Coffee“ ein abstraktes Klangexperiment mit Blechdosen auf den Klaviersaiten, „Bitch Went Nuts“ wilder weißer – und sehr lustiger – Rock’n’Roll, in dem Folds einen seiner Vorstadt-Typen entwirft, der einem gegen Ende des Liedes durchaus sympathisch geworden ist.

Am Ende, als die Party vorbei ist, sitzt Folds am Klavier und singt wieder über die Ehe, über die Entscheidung und dass sie immer etwas kostet. Das Lied verstummt im Mittelteil, und dann entsteht aus dem Nichts eine kleine Sinfonie. Formvollendet. (Sony BMG)