Ben Lee :: Deeper Into Dream

Ein Konzeptalbum über Träume, verlockend bis bedrohlich

Dass Träume Songschreiber inspirieren, ist bekannt. Dass jetzt ausgerechnet einer die Parallelwelt des Unbewussten zum kompletten Songzyklus erhebt, der mal mit dem Album „Awake Is The New Sleep“ größere Aufmerksamkeit fand, ist lustig.

Nicht immer lustig waren gewiss die Therapiesitzungen, in denen Ben Lee zuvor über drei Jahre seine Träume wieder- und durchgekaut hat. Umso mehr erstaunt diese Leichtigkeit, mit der Lee das Konzept von „Deeper Into Dream“ nie wie ein Konzept klingen lässt. Sondern einfach wie eine Sammlung von zehn Songs, die sich wie von selbst in genau diese Sequenz ergeben haben. Vermutlich kein Traum, sondern harte Arbeit.

Dabei kann sich der Australier im Laurel-Canyon-Exil stets auf seinen alten Pop-Instinkt verlassen, scheut sich aber nicht, diesen in einen neuen, thematisch angemessenen Kontext zu stellen. So schimmert das Titelstück gleich verlockend wie auch eine Spur bedrohlich, ebenso die Ambient- Sounds von „Lean Into It“. Danach flutscht der Glockenspiel-Pop von „Indian Myna“, während „Pointless Beauty“ mit seinem pointiert gedoppelten Falsetto auch bei den Flaming Lips bestehen würde, „When The Light Goes Out“ mit Moog-Bass ganz nach vorn wummert und der Westcoast-Herzensbrecher „Glue“ glatt das Attribut „traumhaft“ rechtfertigt.

Leider verliert „Deeper Into Dream“ nach hinten raus auch thematisch und musikalisch etwas an Schwung, Klasse, Überraschungsmoment. Dennoch: ein Album, mit dem man gern einschläft und aufwacht. Und bei dem man sogar noch erfährt, was zwischendurch passieren könnte. (Lojinx/Broken Silence) Jörg Feyer

Beste Songs: „Pointless Beauty“, „Glue“

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