Ben Lee – The Rebirth Of Venus

Zu viel Glück ist auch nicht gut: eindimensionaler Singalong-Pop Was so verkehrt daran ist, sich gut zu fühlen? Auf den ersten Blick: natürlich gar nichts. Lee hat ja auch sein halbes Leben lang dazu beigetragen, dass seine Fans das Prozac in der Schachtel ließen, danke dafür. Sechs Alben mit melodiesattem, charmantem Pop brachte er so seit 1995 zusammen. Beim siebten stellt der 30-Jährige, seit Dezember glücklich mit Donovans Tochter Ione Skye verheiratet, nun gleich zu Beginn eben diese provokative Frage: „What’s So Bad (About FeelingGood?)“. Er tut das mit bollerndem Drive und mit viel Mellow-Yellow-Gutlaunigkeit in der Stimme, er lässt seine siebenjährige Stieftochter dazu auf Töpfen und Pfannen klappern und hat uns auch spontan auf seiner Seite. „No guilt, our pleasure“, singt er, und wir stimmen zu.

In der Folge verheddert sich Ben aber dann doch ziemlich heillos im Wirrwarr aus privaten Glücksbekundungen, eindimensionalen politischen Botschaften und naiven Singalongs. Er räsoniert unoriginell über die globale Erwärmung, über hohe Lebensmittel- und Energiepreise, über religiösen Wahn und etliche weitere grundsätzliche Unappetitlichkeiten („I Love Pop Music“). Er verklärt das weibliche Prinzip zum universellen Rettungspatent und ausgerechnet „Yoko Ono“ zur allweisen Fackelträgerin in diffizilen Zeiten. „Surrender“ und „Song For The Divine Mother Of The Universe“ töten den letzten Nerv, indem er jede einzelne gesungene Zeile für begriffsstutzige Deppen wiederholt. Ja, wir haben verstanden, echt jetzt.

Mit der Plattitüde „Fm A Woman Too“ überspringt er dann schwungvoll endgültig die Grenze vom Gutgemeinten zum Lächerlichen. Wichtig zu wissen, dass Lees Gespür für Harmonien, Hooks und hingebungsvollen Gitarrenpop manches halbwegs rettet. Über die welterklärerischen Texte im Primarschulformat muss man aber tapfer hinweghören. (NEW WEST/BLUE ROSE)

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