BEYOND HYPOTHERMIA :: ab 6. November

Nachts. Leise betritt ein asiatisches Mädchen eine Kühlfabrik, meißelt aus einem Eisblock ein Präzisionsgewehr und nimmt auf der anderen Seite einen Kerl ins Visier, der einer Stripperin zusieht. Als die Hüllen fallen, fällt ein schallgedämpfter Schuß, und die heiße Patronenhülse schmilzt sich in das Eis, während die Tänzerin in eine Blutlache tritt und schreit. Es ist der einzige Laut in der Anfangsszene und wie ein Schrei in der Seele der schemenhaften, meist stummen Killerin (Wu Chien Lien). Sie hat keinen Namen, nur falsche Pässe, keine Identität, nur selbstgemachte Polaroids, die sie wieder verbrennt, keine Vergangenheit, nur ihre Adoptivmutter und Agentin, die ihr jede Regung ausgetrieben und alle Regeln des Gewerbes eingetrichtert hat Patrick Leung ist ein Schüler von John Woo, dessen „The Killer“ ebenso in seinem Referenzsystem zu finden ist wie Bessons „Nikita“ und Melvilles „Der eiskalte Engel“: Melodramen konsequenter als der Tod. Leungs ice baby verliebt sich in einen warmherzigen Suppenverkäufer und gibt so einem Leibwächter, der seinen von ihr liquidierten Boß rächen will, eine Blöße: ihr erhitztes Herz. „Beyond Hypothermia“ ist kühl und mit kühnem Kitsch komponiert, und die Stille wird nur gebrochen vom weichen Wummern der Waffen wie im höllischen Showdown, der in Zeitlupe die griechische Tragödie und romantische Ballade zur Hongkong-Himmelfahrt vereint. Blast off.

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