Bill Pritchard :: A Trip To The Coast

Comeback auf leisen Sohlen: Der Gitarrenpop des Briten verzaubert

Da steht er plötzlich wieder vor einem, der musikalische Wegbegleiter von vor über 20 Jahren, der einst „I’m In Love Forever“ behauptete. So, als wäre nichts geschehen. Es bedarf keinerlei Aufwärmphase, der Funke springt sofort über.

Von alten Freund- und Seilschaften hält der frankophile Engländer jede Menge. Als sein Soulmate Tim Bradshaw in die Nähe seines Hauses in Staffordshire zog, entschloss sich der Mann, dessen Biografie vom Von-der-Bildfläche-Verschwinden geprägt ist, endlich seine Gitarre wieder in die Hand zu nehmen. Nostalgie diente dabei keineswegs als Fundament der Zusammenarbeit. Bill Pritchards Gitarrenpop, oftmals angereichert mit einschmeichelnden Chören, funktioniert 2014 genauso wie in den frühen 90er-Jahren. Mit seiner markant-sonoren Stimme und ohne die Wehmut eines Stephen Duffy reflektiert er lakonisch die Enttäuschungen des Lebens und berichtet von gähnenden Mädchen in Cafés, von „midlands grins“ und „celtic emotions“. „But I sometimes wonder how it could be if I’d been more commercial and you less twee …“, sinniert er über „damals“.

Wie sein Zeitgenosse und neuer Labelkollege Lloyd Cole hält Pritchard Blau für eine warme Farbe. Zu Coles Melancholie gesellen sich Jarvis Cockers Nonchalance und – ganz selten jedoch – wie in „Posters“, Lee Hazlewoods Hang zum Halbdunk­len. Erweisen sich die zehn neuen Tracks auch in der Überzahl als ähnlich eingängig wie die Hits der Lightning Seeds (mit deren Mastermind Ian Broudie er in „jenen Tagen“ zusammenarbeitete), so trinkt Pritchard seinen Kaffee doch stets ohne Zucker.

Das „Leise-Sohlen“-Comeback des Jahres, von dem Promiflash.de nicht berichten wird. Jetzt soll er sich bloß nicht wieder verdünnisieren!

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