Billie Holiday :: Songs For Distingue Lovers

Als diese Aufnahmen von Verve Anfang 1960 veröffentlicht wurden, war Lady Day bereits tot. Gestorben unter unwürdigen, ja demütigenden Umständen, polizeilich arretiert, mit einem Bündel Dollar-Noten an den Schenkel geklebt, unterm Kleid, als eiserne Ration für etwaige Drogendeals. Es ist mithin die späte Billie Holiday, die diese Songs für distinguierte Liebende singt, haucht, barmt und beinahe resignativ zu Gehör bringt. Ohne den Sex und die Vitalität ihrer 30er-Jahre-Aufnahmen, dafür mit einem so brüchigen Timbre, dass das Verzagen und Wagen noch direkter den Weg zum Herzen des Hörers findet. Oder das Hoffen im Angesicht widriger Umstände, hier sehr schön mitzuempfinden in „A Foggy Day“, über unbeschwertere Tage in London. Dorthin wollte die Holiday übersiedeln, dort wollte sie zur Ruhe kommen. Zu spät. Die Classic-200g-Pressung ist gewohnt exquisit, jedoch nicht ganz auf dem Klangniveau der vor fünf Jahren im selben Haus editierten Doppel-LP-Variante auf 45rpm.

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