Vergessene Meisterwerke

Billie Holidays „Lady In Satin“: Brüchiger Schwanengesang

Bei Veröffentlichung warf man der Sängerin vor, ihre stimmlichen Unzulänglichkeiten hinter opulenten Arrangements zu verbergen. Ihr ruinöser Lebensstil hatte deutlich Spuren hinterlassen, aber die dramatische Ehrlichkeit auf ihrem Abschiedswerk ist berührend.

Charlie Parkers von Streichern umschmeichelte Aneignung moderner Evergreens wie „April In Paris“ oder „Summertime“ zehn Jahre zuvor war fraglos gewagter und blieb bis heute umstrittener, doch sorgte auch Lady Days Ausflug ins Plüschige für heftige Kontroversen.

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Legte man Parker zur Last, er improvisiere am Gängelband romantischer Gefühle und seine Ideen würden von üppiger Orchestrierung überwuchert, warf man Holiday vor, ihre stimmlichen Unzulänglichkeiten hinter einem Vorhang opulenter Arrangements zu verstecken …

Wahr ist, dass die begnadete Stilistin in ihren letzten Monaten nicht mehr souverän über obere Register verfügte, zu ruinös für ihre Stimmbänder war ihr Lebenswandel, jedoch hatte ihre Phrasierungskunst kaum gelitten.

Billie Holiday war ein Wrack, ihre Stimme brüchig und fragil, und doch zeitigt gerade das schmerzlich Antagonistische zwischen diesem hinfälligen Gesang und Ray Ellis’ gesund und gesammelt tönendem Klangkörper die erhebendsten Momente, etwa auf dem traurig-einsichtigen „I’m A Fool To Want You“ oder dem rückhaltlos intimen „The End Of A Love Affair“.

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