Billy Clyro – Only Revolutions
Von Fanfaren begrüßt marschieren sie im Stechschritt ein. Nachdem Biffy Clyro vor zwei Jahren von ihrem „Puzzle“ 250 000 Exemplare verkauft haben, besteht für die Schotten auf dem Nachfolger „Only Revolutions“ kein Grund zum Leisetreten. Großspuriger, mit noch weiter ausholenden Gitarren, noch vollmundigeren „Wow-wowwow“-Mitsingchören als in „The Captain“ kann man ein Album kaum eröffnen.
War man früher ab und zu geneigt, Biffy Clyro mit Rush zu verwechseln, kommen sie einem jetzt eher wie eine ambitionierte und optimistischere Version von Fall Out Boy vor. War „Puzzle“ der Soundtrack zu Simon Neils Depressionen, die er nach dem Tod seiner Mutter hatte, ist „Only Revolutions“ ein munter aufstampfendes Rock-Untier, das manchmal zwar auf düstere Abgründe trifft, die Hoffnung aber nie aufgibt, darüber hinweg zu kommen. „I still believe it’s you and me till the end of time“, heißt es in „Many Of Horror“, das eigentlich von Verrat, von Verletzungen, vom zerstörten Märchenland erzählt. „Cloud Of Stink“ macht zwar auf kruden Post-Hardcore, kommt aber schließlich doch zur Erkenntnis, dass das Leben sich lohnt. Und am Ende des Albums bekennt sich Neil in „Whorses“ zum Galopp von Ben Johnstons Schlagzeug und James Johnstons Bass zum Neuanfang: „I’m ready to take that change.“
Prahlerische Rockriffs und Hooklines nehmen auf „Only Revohitions“ Überhand, krude Rhythmuswechsel sind seltener geworden. Geblieben und gesteigert hat sich derweil die Theatralik, etwa im bedeutungsschwanger synkopierenden orchestralen „Golden Rule“-Finale, für dessen Arrangement David Campbell (.Brokeback Mountain“) ebenso verantwortlich war wie für die Pizzicati im sehnsüchtigen „Know Your Quarry“.
Während Josh Home als Gast das knuffige „Bubbles“ veredelt, gibt sich die Band auf dem doppeldeutigen „Born On A Horse“ ungewohnt groovend, in „Boom, Blast & Ruin“ rasant rockend. Und in „God & Satan“ erklärt Neil zur Akustikgitarre singend mal eben, was seine Welt im Innersten zusammenhält: „I talk to god as much as I talk to Satan, cause I want to hear bothsides!“