Black Rebel Motorcycle Club – Howl

Marlon Brando in „The Wild One“, schwarze Lederjacken, Jesus & Mary Chain-Gitarrenwände, Rebellion und Indie-Posertum gepaart mit naiven Politizismen – wenn man es so schwarz auf weiß liest, ist die Sloganhaftigkeit der Black Rebel Motorcycle Club-Existenz ein so unglaubliches Rockklischee, daß es einen fast wundert, wie ihr zweites Album „Take Take Them On, On Your Own“ so dermaßen untergehen konnte. Besser und medial adaptierfähiger läßt sich ein Rockprodukt doch gar nicht aufstellen. Doch das Majorlabel ließ die Band nach diesem Debakel fallen, und der BRMC war somit aus der selbstgewählten Unmündigkeit befreit. Jetzt sind sie „Independent“, spielen mit den Gerechten und Selbstgerechten, mit U2 und Patti Smith (aber auch mit Mark Gardener) und haben sich „neu erfunden“.

Nach dem Gedicht von Allen Ginsberg hätten sie das neue Album laut Aussage von Sänger und Bassist Robert Turner benannt. „Howl“ – dieser „tierische Schrei gegen die menschliche Angst“ (Ginsberg). Doch hier ist keine Spur von der Atemlosigkeit und Ekstase dieses Jahrhundertwerks. Zwar weisen die Arrangements auf den Ort dieser negativen Utopie – die Rückseite des amerikanischen Traums -, indem sie den Sound der Unterdrückten. Entrechteten und Outsider reproduzieren, also Blues, Gospel und Folk anklingen lassen, doch Robert Turner und Peter Hayes schnöseln darüber, als sei das alles eine weitere Jesus & Mary Chain-Kopie.

Wenn diese Gebilde, die sie Songs nennen, nicht im Gitarrenmahlstrom untergehen, sondern zu akustischen Gitarren und Mundharmonika vorgetragen werden, offenbart sich die mangelnde Substanz noch viel deutlicher. Das nackte Epigonentum. Sie legen falsche Fährten, man soll an Dylan denken, an Love oder (noch wesentlich öfter) an Springsteen, ans vermeintlich Aufrechte und Authentische, man hört aber – wie im Titelsong – Richard Ashcroft.

Oder – um Ginsberg ebenso gewalttätig aus dem Kontext zu reißen, wie sie es tun – „Dreams! Adorations! Illuminations! Religions! The whole boatload of sensitive bullshit!“ Whatever habbened to my folk rock – ich mag es nicht mehr hören.

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