Black Sabbath :: 13

Wenn es um Heavy Metal geht und wie man das Genre definiert, tauchen immer, sofort und ohne jeden Zweifel zwei weitere Wörter auf: Black Sabbath. Man kann sich harte Rockmusik gar nicht vorstellen ohne die Initialzündung „Paranoid“ – dem zweiten Album, mit dem 1970 eine neue Ära anfing, gerade mal vier Monate nach dem auch schon sensationellen Debüt „Black Sabbath“. Man hatte so was vorher nicht gehört: solch schwere Gitarren, einen dermaßen bedrohlichen Bass, so ein treibendes Schlagzeug. Das Gedröhne klang noch fieser durch den Sänger, der nicht von der Apokalypse sang, sondern greinte und meckerte wie eine blutende Ziege. Tony Iommi, Geezer Butler, Bill Ward und Ozzy Osbourne machten keine Kompromisse und gelangten mit unbändigem Ehrgeiz von Birmingham aus zu Weltruhm.

Dann tranken alle zu viel, Ozzy drehte komplett durch und wurde 1978 rausgeschmissen, lustigerweise nach einer Platte, die „Never Say Die!“ hieß. 35 Jahre später setzen sie nun neu an -und bleiben doch ganz die Alten. Etwas geschummelt ist es natürlich, wenn vom „Original-Lineup“ die Rede ist, denn mit Ward wurde man sich nicht einig, angeblich wegen der Tantiemen-Ausschüttung. Ihn ersetzt Brad Wilk (Rage Against The Machine), der ein kraftvoller Drummer ist, aber eben keiner der Gründungsväter. Wobei man froh sein kann, dass überhaupt noch drei zusammenkamen: Iommi kämpfte im vergangenen Jahr gegen den Krebs, Ozzy gab jüngst zu, dass er wieder mal einen Entzug brauche. Nur Geezer, der scheint robust wie eh und je.

Natürlich musste bei so einem legendären Comeback auch der Produzent überlebensgroß sein, also legte sich Rick Rubin auf die Couch und ließ die Männer machen. Was sonst? Iommi erzählen, wie man ein tonnenschweres Riff spielt? Ozzy beibringen, wie man „doom“ auf „gloom“ und „tomb“ reimt? Das macht er in „God Is Dead?“ tatsächlich – beweist aber auch Humor mit den Zeilen „Give me more wine, I don’t need bread!“ Man kann für jeden neuen Song einen alten finden, der so ähnlich klingt, aber wer möchte das den Männern vorwerfen, die diesen Sound erfunden haben? Einige Stücke gestalten sich eher zäh. Es ist eben doch ein großer Unterschied zwischen „schwer“ und „schwerfällig“, und manche Midtemponummer überschreitet die Grenze deutlich. Bei „Zeitgeist“ verdaddeln sie sich, in „Damaged Soul“ gerät der Blues allzu träge. Und mal ehrlich: Wäre „Age Of Reason“ auf einem der guten Ozzy-Soloalben wirklich aufgefallen? Und dennoch: Was für eine Freude, diese drei Sturschädel noch einmal gemeinsam zu hören!

Muss die Geschichte des Heavy Metal neu geschrieben werden? Müssen sich Baroness oder Mastodon warm anziehen? Eher nicht. Den Schnupfen bekommt im Zweifelsfall der angeschlagene Ozzy. (Universal)

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