Blood Red Shoes :: Brightons hippstes Duo musiziert jetzt heavy in Kreuzberg
Die Gitarre dröhnt, das Schlagzeug scheppert, und Laura-Mary Carter und Steven Ansell knurren um die Wette. Es sei denn, sie sind – wie am Ende von „The Perfect Mess“ – gerade in der U-Bahn unterwegs und werden aufgefordert, am Halleschen Tor umzusteigen.
Nachdem die Blood Red Shoes auf ihren letzten Alben mal besser („In Time To Voices“), mal schlechter („Fire Like This“) die Möglichkeiten des Alternative-Rock ausgetestet haben, hat sich das Duo aus Brighton nun ein paar Monate versuchsweise in Kreuzberg in einem Betonraum eingeschlossen, John Agnello ans Mischpult gesetzt, sich einen Produzenten aber gespart. Ansell sagt, sie wären sich bei den Aufnahmen vorgekommen wie im Kunstunterricht, wenn der Lehrer draußen ist und man hemmungslos mit Farbe herumklecksen kann.
Das Ergebnis ist in diesem Fall aber kein kunterbunter Spaß, sondern ein schwarzgraues fieses Monster. Waren die Blood Red Shoes früher Wahlverwandte der Ting Tings oder Raveonettes, so könnten sie jetzt als die White Stripes durchgehen, die dem Blues überdrüssig sind. Das Album stürzt sich mit Grunge-Verve und nörgelnder Stakkatogitarre in „Welcome Home“ gleich in den Moshpit. „Grey Smoke“ gibt sich zäh, „The Perfect Mess“ hysterisch, „Speech Coma“ ist ein trotziger Abzählreim. „Stranger“ wagt sich an einen verschrobenen Dreivierteltakt, „Cigarettes In The Dark“ an komplexeres Songwriting. Und kaum stimmt das von einem Klavier eingeleitete „Tightwire“ einen neuen, eher vom New Wave als vom Heavyrock infizierten Ton an, ist der Berlin-Trip schon vorbei. (Jazz Life/ PIAS Cooperative) GUNTHER REINHARDT
Benmont Tench