Bombay Bicycle Club :: A Different Kind Of Fix
Die Briten orientieren sich um und machen tollen Dreampop.
Wieder alles anders beim Bombay Bicycle Club: Die Londoner wenden sich mit ihrem dritten Album vom leisen Barden-Folk des letztjährigen zweiten Albums, „Flaws“, ab und machen eine neugierige New-Wave-Dreampop-Platte. Schon als man die neue Single, „Shuffle“, gehört hatte, wusste man, dass kein Weg zurückführt.
Das elektronisch zerpflückte Klavier, der fröhlich hüpfende Rhythmus, der filigran gezupfte Bass – die Banjo-Revolution war ein Ereignis von gestern, der Bombay Bicycle Club einen Schritt voraus. Der führte in die USA, wo das Quartett einige Songs mit Ben H. Allen (Animal Collective, Gnarls Barkley, M.I.A.) aufnahm. Es ist diese Welt – die von Animal Collective, Arcade Fire und Grizzly Bear – zu der der BBC nun gehört. „Bad Timing“ steht auf einer seltsam eiernden Wave-Gitarre und einem kontrolliert gespielten Schlagzeug, Jack Steadmans Gesang schwebt mit kühlem Drängen über dem Playback. „Take The Right One“ hallt wie eine Goth-Disco, und „What You Want“ verweist sogar noch offensichtlicher auf The Cure. Bei „Lights Out, Words Gone“ mischen sich die unvermeidlichen Afro-Pop-Verweise ins Repertoire. Wohin die Reise gehen könnte, zeigt „How Can You Swallow So Much Sleep“: Ein niedliches Gitarrenthema führt hinein in eine melancholische Multikulti-Hymne – plötzlich klingen BBC wie Coldplay auf „Viva La Vida“.
Die noch immer blutjungen BBC erfinden sich mit diesem neuen Album nicht neu, sondern orientieren sich lediglich an anderen Vorbildern. Doch sie tun es mit so viel Aplomb, Zeitgeist und musikalischem Vermögen, dass man auf die ganz große eigene Musik gern noch ein, zwei Alben wartet. Almost flawless. (Universal) Jörn Schlüter
Beste Songs: „How Can You Swallow So Much Sleep“, „Bad Timing“