Brave Captain – Go With Yourse

Wir wollen berühmt werden, viele Drogen nehmen und die Beatles sein“, sagten die Boo Radleys. „Keine Lügen, keine Singles“, sagt Martin Carr alias Brave Captain und macht den Bruch mit seiner ehemaligen Kombo so für jeden deutlich. Mit bloßem Pop und sonnigen Weckrufen war ja schon im Spätwerk der britischen Beat-Melodisten Schluss – auf „Go JVith Yourself, Carrs Longplay-Debüt, ist jetzt alles leise und ohne jeden Überschwang.

Es ist ihm wohl ernst mit der Kunst; im Cover wird Foucault zitiert, und Bass-Papst Mike Watt schreibt seinem Busenfreund Carr eine wortreiche Präambel, in der es um Inspiration geht und um Freiheit und um die große Fahrt ins Unbekannte. Der mutige Kapitän auf dieser Fahrt, wir wissen es längst, ist Carr selbst, und sein Vehikel formt sich aus neun Lieder, die tatsächlich die bekannten Tugenden des Boo Radley-Songwriters in neue Gewässer führen. Wie schon die im letzten Jahr erschienene EP „The Fingertip Saint Sessions Volume I“ andeutete, sucht Carr die kreative Zukunft im sanften psychedelischen Phlegma und eingekehrten Neo-Folk – freilich setzen nach wie vor Wilson und Lennon und Barret die Koordinaten für Carrs musikalische Reise, und also folgt der Epigone dem Ruf seiner Meister ins Experiment als dem Weg zur künstlerischen Freiheit. Die wird greifbar in dem monoton trottenden „Running OffThe Ground“, das mit einer Lärmorgie den benebelten Kopf klärt.

Bei aller vom Ringen mit dem Standard befreiten Assoziation kippt „Go With Yourself meistens nicht ins Versperrte – potent verbundene Harmonien und gekonnt gestapelte Chöre weisen Carr noch immer als einen aus, dem Idee und Handwerk nicht per se ein rotes Tuch sind.

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