Bria Salmena
„Big Dog“
Sub Pop/Cargo (VÖ: 28.3.)
Aufregendes zwischen Post-Punk und Pop noir.
Die kanadische Sängerin Bria Salmena ist bislang in zwei Zusammenhängen aufgefallen. Erstens als Frontfrau der Band Frigs aus Toronto – das Quartett spielt klaustrophobischen Post-Punk zwischen Sonic Youth und PJ Harvey. Zweitens ist Salmena Mitglied der Band des Country-Erneuerers Orville Peck. Unter eigenem Namen vermischte sie auf zwei EPs diese beiden Welten zu einem doppelbödigen Western-Pastiche.
Es geht ans Eingemachte
Salmenas erster Longplayer übernimmt zum Teil die Soundästhetik von Frigs – deren Gitarrist Duncan Hay Jennings ist der Produzent. Der Auftaktsong, „Drastic“, nimmt das ganze Album vorweg: Breitwandige Trommeln tauchen aus einem Hallraum auf, dann steht Salmenas dunkel temperierter Gesang knochentrocken vor uns. Man denkt an Arcade Fire, Höhe „Neon Bible“, weil auch hier alles gleißend hell ist, Goth mit amerikanischem Rock’n’Roll vereint. Das folgende „Backs Of Birds“ hat die kühle Ästhetik von Eighties-Synthiepop, Salmena singt ein bisschen wie Kate Bush und ein bisschen wie (eine tief gestimmte) Cyndi Lauper. Bei „Closer To You“ ist das Produktionsdesign noch fabelhafter – das Schlagzeug heiß saturiert, die Gitarren schwarz elegant.
Salmena bringt ihren Liedern etwas Gefährliches bei, eine Dunkelheit, eine kontrollierte Wut. Und doch ist auch etwas Verletzliches in diesem Gesang, etwa in dem zur Akustikgitarre gesungenen „Twilight“ – vieles hier lebt von einer bewussten Balance aus Nähe und Distanz. Das kann man auch bei „Stretch The Struggle“ hören, das auf einem simplen Beat und einem Bass-Arpeggio steht. Salmena singt: „By now I should know better/ By now you should be long gone/ How I stretch the struggle/ For something to suck on/ I just needed, needed, needed.“ Es geht ans Eingemachte.
Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 4/25.