Buddy & The Huddle – Take A Ride lnto The Life Of Thomas Alva Edison
Spurensuche, die nächste: Hatten Buddy & The Huddle in Tennessee für ihr Debüt Cormac McCarthys Roman „Suttree“ hinterhergespürt, um dabei -Music For A Still Undone Movie“ zu entdecken, so heften sich Roland Kopp und Michael Ströll diesmal an die Fersen eines Pioniers, der – unbewusst – konstitutive Elemente von Pop-Kultur schon definierte, als es den Begriff noch gar nicht gab. Edison erfand bekanntlich nicht nur die Glühbirne, sondern auch Phonograph, Telegraph, Kinetograph und Kinetoskop. Das Ergebnis – 23 Songs, Miniaturen, Einwürfe, Klangmalereien – als Jahrmarkts-Attraktion zu präsentieren, ist naheliegend, hatte Edison doch selbst stets die Massentauglichkeit seiner Erfindungen vor Augen. Es ist aber
vor allem als Struktur-Element nicht unwesentlich, zumal das Duo nebst vielköpfiger Begleitung inklusive Streicher, Bläser, Chor musikalisch weiterhin einfach unfassbar bleibt Vier „Edison“-Instrumentals und drei Marktschreier-„Announcements“ verknüpfen und brechen die biografische Reise des getriebenen, zunehmend tauben Workaholic, dem über seiner Berufung das Maß für den Rest der Welt zunehmend verloren geht. Als 1914 „The Big Fire“ über seine Fabrik in West Orange, New Jersey kommt und in den Flammen auch einer seiner Arbeiter den Tod findet, richtet er pietätlos der Presse aus: „Well, that way we get rid of a whole lot of crap.“
Klaustrophobisch anmutende Instrumentals („72 Hours“), ein holpriger Waltz („The Kiss„), der angemessen gespenstische Nachruf auf einige Opfer des „Electric Chair“ (den Edison zwar nicht erfand, aber mittelbar auf den Weg brachte), ein Emanzipations-Hörspiel („They Call It Black Maria“), der Nikolaus im Phonograph, „Litde Postcards“ als elegische Vision. „I wanna write my letters in the sky“, lassen Buddy & The Huddle Edison in ihrem artifiziellen Americana-Traum singen. Spätestens da ist die wohlgeschürte Hysterie um neue Medien als ziemlich alter Hut entlarvt. Ich werde aufgezeichnet, also bin ich: Hatten das Mantra der „Big Brother“-Ara nicht schon „Roberta & Dorello“ verinnerlicht, die ihre innige Liebe partout auf Zelluloid dokumentieren wollten?
Willkommen auf Edisons Jahrmarkt derlllusionenlAber halten Sie sich auf dem Karussell bloß gut fest.