Caetano Veloso – A Foreiqn Sound

Graumelierter Charmeur, verschmitzter Tropenbursche, provokanter Architekt der Avantgarde – der Gesichter des Caetano Veloso sind unzählige. Das brasilianische Chamäleon passt sich seit den 60er Jahren allen Stilen von Rock-Experimenten bis hin zum afro-brasilianischen Volkslied nicht nur an, sondern drückt ihnen einen eigenen Stempel auf. Ganz unangebracht wäre deshalb hier die leidige Frage, ob Jazz-Standards und Pop-Klassiker von einem „Weltmusik-Star“ angefasst werden dürfen.

Der 61-jährige Bahianer setzt nur im Opener auf swingende Samba-Perkussion, später gibt’s noch ein wenig Calypso-Romantik. Ansonsten aber taucht er in die Populärmusik jenseits des Kreuz des Südens ein. Im lauschigen Ständchen mit Gitarre huldigt er Harry Warren und Ellingtons „Sophisticated Lady“, Cole Porter und Gershwin werden sentimental, aber unverkitscht in streichergebettetes Ambiente gepackt. Ein vielstöckiger Sax-Satz swingt durch „Smoke Gets in your Eyes“, in Ankas „Diana“ versprüht er seinen jungenhaften Leichtsinn. Der Brasilien-Raubbau durch Amerika wird mit „Cry Me A River“ gesühnt, umfunktioniert in eine posaunengestützte Slow Bossa.

Problematisch wird’s nur, wenn sich Veloso in „neuere“ Zeiten vorwagt: Dylans „It’s Alright, Ma“ wirkt nicht nur spröde, sondern wie ein verunglücktes, anbiederndes Imitat, Cobains „Come As You Are“ gerät langweilig. Von diesen Fremdkörpern abgesehen, kann Veloso prächtig demonstrieren, dass er – mit einer der flexibelsten Stimmen der Südhalbkugel – mit Fug und Recht im Norden wildern kann.

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