Caetano Veloso & David Byrne :: Live At Carnegie Hall

Der brasilianische Barde und der Talking Head im Konzert

„Man muss wahrscheinlich ein Brasilianer (oder etwas Ähnliches) sein, um zu verstehen, wie Ehrfurcht gebietend (EHRFURCHT gebietend!) es ist, Seite an Seite mit David Byrne zu singen.“ Soll Caetano Veloso gesagt haben, ein Brasilianer, der zweitberühmteste Musiker seines Landes und einer der eitelsten. Auch der so Gebauchpinselte will damals (sie reden vom Jahr 2004) in New York aufgeregt gewesen sein und mehrere Akkorde verhauen haben. Nun hat sich Byrne tatsächlich für brasilianische Musik interessiert und auch ein Album mit Samba, Mambo et al. aufgenommen, „Rei Momo“ (1989).

In der Carnegie Hall brachte er aber kein einziges dieser Lieder, sondern (you name it): „And She Was“, „Life During Wartime“, „Road To Nowhere“, Songs der Talking Heads also, und ein paar Stücke von seinen Solo-Alben. Veloso sang seine wunderzarten Bossa-Nova-Weisen, und gelegentlich spielten und sangen sie zusammen. Seit Carlos Antonio Jobim und Frank Sinatra hat es etwas so Feines, Tastendes und Flirrendes nicht mehr gegeben. Byrne hat seit „Rei Momo“ gelernt – damals polterte er mit Gassenhauern durch den Regenwald, er glaubte wohl, dass der Brasilianer immer tanzt. Der Brasilianer ist jedoch eher traurig wie der Portugiese und auch verhuscht.

Der unvergessliche Moment dieses Konzerts ist die gemeinsame Fassung von „(Nothing But) Flowers“, das Veloso mit brüchiger, lauter Stimme als grelle Groteske singt. Am Ende gibt es, jawohl: „Heaven“. (Nonesuch/Warner) Arne Willander

Beste Songs: „Sampa“, „And She Was“

Sinéad O’Connor **¿

What About I Be Me (And You Be You)

Die Irin leidet und missioniert wieder – sogar mit etwas Humor.

Die Träne. Das zerrissene Papst-Foto. Madonna-Bashing und Szenen einer Ehe. Auf dem Boulevard scheint klar, was von ihr bleiben wird. Aber vielleicht kommt doch noch Musik dazu?

Dieses Album – mal wieder mit Gatte Nr. 1, John Reynolds, als Produzent erarbeitet – lässt diese Hoffnung keimen, wenn sich Sinéad O’Connor sogleich leichten Herzens schwer aufbrezelt, um an der Ecke „4th & Vine“ frohgemut in den Ehestand zu treten. Das hat eine Tragikomik, ist aber auch eine hübsch leichte Nachwehe ihres Reggae-Flirts „Throw Down Your Arm“. „Old Lady“ und „The Wolf Is Getting Married“ – obschon als New Wave-Artefakte altbacken – schlagen sogar einen Funken Ironie aus diesem Sujet. Und die auch komische Wut der „Queen Of Denmark“ (von John Grant, als einziges Cover) steht ihr sowieso gut.

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