Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Talking Heads

„Die Talking Heads waren die erste Band, die in unseren Augen Gnade fand“

Ich wuchs mit Hardcore-Punk auf, und Hardcore kennt nun mal keine Kompromisse. Die Talking Heads waren die erste Band, die in unseren Augen Gnade fand. Der erste Song, den ich wirklich mochte, war „Once In A Lifetime“. MTV hatte gerade angefangen, seine Tentakel in unser Leben auszustrecken, und dieser Song schien die Hymne der vollgekoksten Erwachsenen zu sein, die noch irgendwie einen Sinn in ihr Leben zu bringen versuchten. „Remain In Light“ war zum Teil Ambient, hatte aber beeindruckende Lyrics und unglaublich einfallsreiche Percussion- und Bass-Parts.

Wenn man bei einer Talking Heads-Aufnahme der Bass-Melodie folgt, glaubt man zu wissen, in welche Richtung sich der Track entwickelt. Und dann hört man die Drums und stellt fest, dass sie sich in eine ganz andere Richtung bewegen. Und dann hört man David Byrnes Lyrics und denkt sich: „Das ist ja wieder ein völlig anderer Song.“ Und dann kommt die Gitarre – und plötzlich verschmelzen mehrere Songs zu einem. Ich vermute fast, dass sie auch Brian Eno, ihren Produzenten, wie ein Instrument einsetzten.

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Ich wuchs in einer kleinen Stadt namens Columbia in Maryland auf. Es war ein Ort, der am Reißbrett entworfen wurde, mit künstlichen Seen und allem Drum und Dran. David Byrnes Eltern lebten dort für eine Weile. Die Stadt hatte diese Fassade, die zu signalisieren schien: Alles hier ist solide und unter Kontrolle, alles ist für die Ewigkeit gebaut – obwohl die Stadt tatsächlich artifiziell war. Byrnes Texte beschäftigten sich mit dieser Künstlichkeit des amerikanischen Lebens. Der amerikanische Traum hat eine Menge unschöner Sackgassen, und Byrnes Texte gaben mir das Gefühl, dass jemand über Dinge sprach, die ich am eigenen Körper erfahren hatte.

Ich denke, es ist die Aufgabe eines Künstlers, die Zeit, in der er lebt, zu reflektieren. Und die Talking Heads taten genau das. Wie die meisten Leute folge ich emotional und spirituell keinem Grundschema, und insofern sprachen mich Talking-Heads-Platten auch auf verschiedenen Ebenen an. Aber „Remain In Light“ und „Fear Of Music“ thematisierten Konstanten des modernen Lebens, die auch heute noch relevant sind.

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