Calexico :: Algiers
Klassische, sehnsüchtige Calexico-Songs, diesmal aus New Orleans
„Die Luft an sich“, sagt John Convertino, bewegt einen hier schon in einer Art und Weise, die „ganz anders ist als überall sonst“. Die schlagwerkende Hälfte von Calexico spricht von New Orleans, wo die Band für ihr sechstes Studioalbum „Algiers“ (den mit einem Instrumental verewigten Stadtteil) zwölf Stücke aufgenommen hat, die dann aber – Geist hin, Luft her – kein Stück nach New Orleans klingen. Sondern einfach verdammt nach Calexico. Selbst diese forschen Bläser, die da im Ohrwurm „Splitter“ vermeintlich eine Spur in die R&B-Vergangenheit der Crescent City zu legen scheinen, hätte ein Allen Toussaint denn doch wieder anders arrangiert. Warum also New Orleans?
Gegenfrage: Warum nicht? So ein Ausflug generiert immerhin dieses Sehnsuchtsgefühl, das „Algiers“ in Songs wie „Fortune Teller“ und dem leise köchelnden „Hush“ einen roten Faden gibt – und in „Maybe On Monday“ auf den Punkt kommt, wenn Joey Burns singt: „I carry a song with me everyday til I lie down by your side …“ Dazu hat die Band natürlich auch den Blick über die Grenze (nach Mexiko) mit „Puerto“ und „No Te Vayas“ weiter im Programm.
So sind Calexico – nach 1001 Sessions für Hinz & Kunz & Soundtracks – ausgerechnet fernab der Heimat wieder ganz bei sich. Was dann vielleicht auch ein bisschen langweilig ist. Aber mal ehrlich: Wird Langeweile nicht schwer unterschätzt? Während die menschliche Wahrnehmung kaum noch Schritt halten kann mit dem rasant beschleunigenden Zug nach nirgendwo. Wie singt Joey Burns zuguterletzt im dunkel schwelgenden „The Vanishing Mind“, bevor der Vorhang fällt? „Your smile brings me back to the longest day …“ (City Slang) Jörg Feyer
Beste Songs: „Hush“, „The Vanishing Mind“