Camper Van Beethoven – Cigarettes & Carrot Juice :: (cooking vinyl/indigo)

Auch das waren die Achtziger: Keine drei Jahre brauchten Camper Van Beethoven vom Campus der Universität von Santa Cruz bis, sagen wir, zum Gertrudenkirchhof in Hamburg. Und während die White Stripes heute der Inbegriff des Indietums und Vertragsmillionäre sind, hatten Camper 1988 Skrupel, als sie aus dem OH zu Virgin Records wechselten – ein Wechsel, der zwar zwei famose Platten hervorbrachte, aber auch ihre Karriere beendete. „Our Beloved Revolutionary Sweetheart“ war die Lieblingsplatte aller Americana-Liebhaber mit Hang zum Spleenigen, „KeyLime Pie“das abgründig elegische Meisterwerk, der Abgesang auf der Höhe der Kunst. Denn alles spätere Gedudel und Geulke mit Eugene Chadbourne, alle Krummenbacher-Exzentrik und Roots-Seligkeit von Cracker reichen an die Graswurzel-Komödien und Walzer-Tragödien von Camper nicht heran. Was endlich auch die Musiker begriffen haben, die womöglich erstmals seit dem goldenen Herbst 1989, seit „Key Lime Pie“eben, wieder zusammen arbeiten wollen.

Die Orange-Box (handlich und ein langer Aufsatz zu den Tagen in Santa Cruz) vereint die ersten drei Alben und zwei Compilations: das erratische, amateurhafte “ Telephone Free Landslide Victory“ (1985, 3,0), das erratische, amateurhafte „II & III“ (1986, 3,5) und das schon fast ingeniöse „Camper Van Beethoven“ (1986, 4,0), auf dem die Fiddle endgültig den Ton angab und der studentische Quatsch („Stairway To Heavan“!) zugunsten unvergesslicher Lieder wie „Joe Stalin’s Cadillac“, „Lulu Land“, „The History Of Utah“ und „Still Wishing To Curse“ in den Hintergrund rückte. Natürlich waren „The Day That Lassie Went To Heaven“ und „Take The Skinheads Bowling“ lustig. Aber die Band kam erst zu sich selbst, als der Klamauk im Sinne von They Might Be Giants einem spätwesternartigen, Country- und Bluegrass-seligen Songwriting wich.

„Camper Vantiquities“ {3,5), eine Nachlese von 1993, markiert den Übergang vom Burlesken zum Antiquierten, zum Vintage Americana, wie es David Lowery später noch einmal auf „Kerosene Hat“ zelebrierte. Und „Greatest Hits – Played Faster“ (4,5 ) enthält Live-Aufnahmen der späten Tage: „All Her Favourite Fruit“, „Sweethearts“, „Tania“, „Borderline“, „When I Win The Lottery“, „Life Is Grand“, „One Of These Days“. Zum Glück gar nicht schnell gespielt. Es ist die schönste Platte in dieser Vermächtnis-Schatulle der kleinen großen amerikanischen Band.

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