Cass McCombs – Prefection

Die Absurditäten des Lebens, in himmlischen Liedern vertont Geboren in Benton Harbor, Missouri. Geschliffen in New York City. Für die Welt gemastered „at Abbey Road“, London, England. Die womöglich wichtigste Achse der Pop-Geschichte reicht hier noch ein Stück weiter als üblich. Was gut zu einem Album passt, dessen Titel man ja erst mal falsch liest Sie auch, oder?

Aber es heißt „Prefection“, nicht perfection. Es ist ein Album über das Bild, das wir uns schon machen, bevor wir es wirklich sehen, so wie der Pickel auf der Schulter im Booklet, umkränzt von zig Sommersprossen. Es ist eine Band- wie auch eine Songwriter-Platte. Wir hören ein wuchtiges, weit und offen klingendes Schlagzeug, wir hören Orgel-Flächen, Gitarren ganz im Dienste von Sound 8t Song, wir hören Gesang als Teil des Ganzen. Procol Harum meets Echo & The Bunnymen, aber ohne progressiven Tand und eitles Gothic-Gehabe. Oder so ähnlich.

In „Sacred Heart“, einer schönen Addition zu Ron Sexsmiths „Secret Heart“, liegen andere Helden plötzlich ganz bloß, die Überväter Marr/Morrissey. Zu bloß, denn die Konzentration auf den direkten Vergleich könnte ablenken von all diesen herrlich assoziativen Absurditäten, die aber nie vom inhaltlichen Kern der Songs ablenken, sondern ihn schmücken wie die Kirsche ein Stück Torte. Die unwiderstehliche Eingangsfrage „Who aren’t you today?“ lockt in die wogende Empathie von „She’s Still Suffering“. Die schöne Schizophrenie von „Multiple Suns“ nimmt die Angst vorm Altern. Jugend? Ha! „A bubbling boob of hate.“ Cass McCombs entlarvt die (An-)Triebe der „Tourist Woman“, die’s auch nicht besser macht als der alte Mann, der sein Leben einfach wegschläft. Er macht „Subtraction“ zur erbarmungslosen Grundrechenart des Lebens. Und „Bury Mary“ ist die Power-Pop-Antwort auf alle großen Mörder-Balladen zwischen Kentucky und Pennsylvania. Kostprobe: „Tonight I’m going to bury Mary (…), I’ll wait for die light of die moon. How I love the constelations!“ Ja, mit den Himmelskörpern hat er’s, der Cass, immer wieder. Das Cover-Model auf „Prefection“ kann da natürlich nur wie heißen? Genau: Mars. Perfektion ist ja immer Lichtjahre entfernt.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates