Cat Power – The Covers Record :: Chan Marshall verfremdet Songs von den Stones, Dylan und Cohen

Es gibt jede Menge Geschichten über Chan Marshall alias Cat Power. Die berüchtigste ist die von ihrer ominösen religiösen Erscheinung während einer Reise nach Südafrika im Januar 1997. Die Legende sagt, dass die in Atlanta geborene Sängerin daraufhin in ihre Wahlheimat New York zurückkehrte, feststellte, wie falsch, oberflächlich und verlogen dort alles ist, und mit Sack und Pack aufs Land nach South Carolina flüchtete. Zwischen Maisfeldern und Baumwolle ließen neue Visionen auch nicht lange auf sich warten. Eines Nachts träumte sie davon, von Satan persönlich in die Felder gelockt zu werden. Als sie aus dem Albtraum erwachte, setzte sie sich hin und schrieb neue Songs. Das Ergebnis nannte sie irgendwann später einmal „Moos Pix“. Es wurde das erste ihrer Alben, das die Aufmerksamkeit eines exklusiven Zirkels sprengte. Filigrane Folk-Rock-Songs taumelten zwischen Wahnsinn und Religion, tiefer Emotionalität und subtiler Ironie.

Nach zwei Jahren absoluter Funkstille gibt es nun ein neues Lebenszeichen von Chan MarshaU. „The Covers Record“ ist genau das, was der Titel verspricht: ein Album voll Coverversionen. Chan Marshalls Interpretationen von Songs so namhafter Leute wie Nina Simone, Bob Dylan, Moby Grape oder Velvet Underground sind keinesfalls das, was man sich unter dem bloßen Nachspielen einer Fremdkomposition vorstellt Wie vor ihr schon die skandinavische Sängerin Stina Nordenstam mit ihrem Album „People Are Strange“ reduziert Marshall die Songs auf ihre nackte Essenz. Am Eindrucksvollsten gelingt ihr das mit einem Song, den wir eigentlich alle in und auswendig kennen. Die Rede ist von „(I Can’t Get No) Satisfaction“ von den Stones. Einmal des Refrains beraubt, dann auf eine zutiefst melancholische Folkballade reduziert, bleibt nichts Großmäuliges.

Ebenso verfahrt Marshall mit Evergreens wie „Wild Is The Wind“ und „Sea Of Love“, aber auch mit weitgehend unbekannten Liedern des New Yorker Songschreibers Michael Hurley. Während sie ihre vorherigen drei Alben zusammen mit Steve Shelley (Sonic Youth) und Tim Foljahn (Two Dollar Guitar) aufgenommen hatte, hat Chan Marshall „Covers Record“ im Alleingang bewältigt und sich selbst an Piano und Gitarre begleitet. Ein faszinierender Trip in die Vorstellungswelt einer furchtlosen Künstlerin, die sich nicht scheut, Ikonen umzudeuten. Vielleicht hat der Teufel ihr wieder etwas ins Ohr geflüstert.

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