Cerys Matthews – Never Said Goodbye
Eine große Überraschung war das, als sich Cerys Matthews vor drei Jahren mit „Cockahoop“ zurückmeldete – der verrückte Acoustic-Country-Folk, den die ehemalige Catatonia-Sängerin in Nashville angezettelt hatte, war ein Befreiungsschlag nach den Drogenproblemen, den Zusammenbrüchen und dem zwangsweise folgenden Ende der walisischen Superband, und die Rückkehr gelang fulminant.
Nun ist Cerys Matthews in der Music City heimisch geworden und wohnt auch nicht mehr in einer Waldhütte. Entsprechend ist „Never Said Goodbye“ wieder etwas dingfester, größer arrangierter und eine Spur kompatibler fürs Popgeschäft.
Ein Spur, wohlgemerkt. Matthews, die singt wie eine kindlich naive, himmelhoch jauchzende Version von Edie Brickell und Victoria Williams, schreibt auch hier wieder extrem eigenwillige, von einer Verrücktheit zur anderen taumelnde Songs und verwirrt Konfektionisten sicher furchtbar. Aber wie schön das ist! In „Open Roads“ zirpen Geigen, und Matthews singt zu einem Spieluhr-Piano eine Geschichte von Abschied und Erinnerung. „Streets Of New York“ beschwört ein kleines Leben in einer zu groß gewordenen Welt und versucht festzuhalten, was nicht festzuhalten ist; die Trommeln verprügeln die Melodie, und Matthew kämpft sich durch, wonnig, optimistisch und doch voller Wissen über das Verlorene. Anderswo hört man wunderbare Chöre, die auch Sufjan Stevens hätten einfallen können, klingen seltsam arrangierte Saiteninstrumente und nehmen Lieder völlig unerwartete Wendungen. Nennen kann man noch: den seltsam hymnischen Pop von „Morning Sunshine“, den Gruff Rhys von den Super Furry Animals mitkomponierte. Den rhythmisch vertrackten und obskur harmonisierten „Seed Song“. Und „This Endless Rain“, eine kleine Studie in Schönheit mit Klavier und zarten Chören – es gibt ja so etwas wie einen walischen Grundton, eine Art verwunschener Spleenigkeit, und niemand singt ihn besser als Cerys Matthews.
Die beschreibt ihre Platte übrigens so: „It’s a boy gardener in the midst of all the global troubles tending to his own place. It’s about keeping your personal energy up to deal with what is going on on a bigger level.“ Einen Versuch ist es wert.