Cheryl Della Pietra :: Gonzo Girl

In den frühen Neunzigern kommt es längst nicht mehr darauf an, wie gut das ist, was der große Walker Reade alias Hunter S. Thompson schreibt, sondern darauf, dass er überhaupt mal schreibt. Sein Talent wird langsam von dem stetig wachsenden Haufen dumm machender Substanzen verschüttet. Alley Russo alias Cheryl Della Pietra wird als Haussklavin eingestellt, die ihn zum Schreiben bringen soll. Der obsessive Irre erniedrigt sie auf vielfältige Weise, weil diese „Erfahrung“ ihre Eintrittskarte ins Verlagsgeschäft ist. Sie hat dann auch ihre Karriere gemacht (siehe Klappentext). Am Ende schämt sie sich aber doch, ihr eigenes Ego so verraten und verkauft zu haben, und kartet jetzt nach. Immer wieder muss sie betonen, wie sie dem Drogenwrack die Seiten geradezu abtrotzt, um sie dann in weiteren Nachtschichten zu etwas halbwegs Publikationstauglichem umzuschreiben. Man glaubt es ihr deshalb nicht, weil sie hier zeigt, dass sie dazu gar nicht in der Lage ist. Selbst in seinen schwächsten Texten hatte Thompson mehr Witz, Sprachkraft und narrative Energie als dieses in allen Belangen schlappe Exzess-Repetitorium. (Heyne, 14,99 Euro)

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