Chicago – At Carnegie Hall

Heute beeindruckt es nicht mehr, aber 1972 war ein Vierfach-Album mit zwei gigantischen Postern und einem kolossalen Poster nebst 20seitigem Foto-Booklet schon rein physisch eine gigantische, ja kolossale Sache. Zumal für einen Chicago-Fan aus Chicago, für den Chicago das damalige Gesamtwerk von Chicago spielten, und zwar in der New Yorker Carnegie Hall. Jeff Magid bekam das Album zum 16. Geburtstag geschenkt, heute ist er der Archivar der Band.

So ist diese Edition eine Liebesarbeit. Die Box ist aber auch wunderbar ausgestattet – ein Werk, das so formschön und detailreich nur Rhino vollbringen kann! -, und die Musik von den drei frühen Chicago-Platten erinnert an eine Zeit, als Improvisation, längliche Soli, Anleihen bei Klassik und Jazz sowie Bläser und Flöten nicht für sonderbar gehalten wurden. Chicago waren damals nicht die Band, die später Schmachtfetzen wie „Hard To Say I’m Sorry“ verantwortete. Peter Cetera war der Bassist in einem exzessiv gniedelnden, solierenden, nudelnden, bluesrockenden, orgelnden, kirmestrunkennen Ensemble, das vor allem Songs des Keyboarders Robert Lamm spielte.

Die Stücke tragen Titel wie „Does Anybody Really Know What Time It Is?“ und „Sing A Mean Tune Kid“, die Suite „It Better End Soon (Takes 1-5)“ läßt Humor aufblitzen. Man hatte eine Menge Zeit. 1972.

Und die Plakate, verkleinert, sind auch wieder dabei.

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