Chris Isaak – Mr. Lucky
Kalkulierter Herzschmerz mit zeitgemäßerem Sound
„A guitar will never leave you“, seufzt er im Booklet, der Mr. Unlucky. Man höre: Sein erstes Studioalbum seit sieben Jahren sei ein Songzyklus über die Wirrungen der Liebe, über ihre Höhen und Tiefen. Und findet schnell heraus, dass der Schwerpunkt bei Letzterem liegt, spätestens wenn „You Don’t Cry Like I Do“ gewimmert wird. Böse, böse Frauen. Armer, armer Chris Isaak.
Nimmt man das der Boxernase ab, auf deren MySpace-Seite jede dritte Nachricht „I Love You“ lautet? Der als Wiedergeburt von Roy Orbison gefeierte Isaak muss schließlich nicht erst Formel i-Rennen gewinnen wie Bubi-Schumi Vettel, um beim anderen Geschlecht Gehör zu finden. Anfang der 90er Jahre kippten die Frauen wie Dominosteine um, als er zur Schlüsselszene von „Wild At Heart“ sein „Wicked Game“ schmachtete.
Zwischenstopp in „Cheater’s Town“, wie ein Songtitel lautet? Der Mann ist ja auch Schauspieler und weiß genau, was man da draußen so von ihm erwartet. Was da draußen ankommt. Isaak hat seine 50er‘ und 6oer-Jahre-Reminiszenzen für einen modernen, zeitgemäßeren Sound zurückgestellt – „Mr.Lucky“ klingt sehr kalkuliert und manchmal auch abgeschmackt. Wenn sich Isaak zu seinen Wurzeln zurückorientiert – Swing, Rockabilly, Surf – schießt er gern über das Ziel hinaus. „We’ve Got Tomorrow“ (jawohl, die Liebe ist doch für immer!) bewegt sich schon sehr nah am „Umptata“. „Baby Baby“ ist dann allerdings wieder Orbison-Drama pur.
Bei allen fehlenden Ecken und Kanten: Für massenkompatiblen Mainstream ist das hier natürlich ganz weit vorne. Für uns Nörgler bringt Isaak seine „Böse Buben“-Songs und so manchen Mitgröl-Rocker wie „Best I Ever Had“, den man demnächst gerne im Radio hören möchte. Eins hat Mr. Cleverle allerdings vergessen: Die Softis-Box zur limitierten Erstauflage!