Chris Rea – The Road To Hell And Back
Die erste DVD dokumentiert die Konzerte von Reas Abschieds-Tournee in diesem Jahr, mithin auch die Wandlung zum Blues-Musiker: „Josephine“ und „Julia“, „I Can Hear Your Heartbeat“ und „Stainsby Girls“, „On The Beach“ und „(Fool) If You Think It’s Over“ erklingen in geerdeten Arrangements und überlangen, improvisierten Fassungen. Und Rea, in Brechtscher Arbeitsmontur, spielt endlich die ausufernden Soli auf der Slide Guitar, die er sich früher versagt hat. „Die Produktion“ habe die Stücke auf den Platten damals geklittert. Es war die schwere Krankheit im Jahr 2000, die erst „Stony Road“ und dann zwölf komplette Alben mit Blues-Stücken hervorbrachte, in dem Tournee-Film auf der zweiten DVD sieht man einen Künstler, der demütig und duldsam auf eine verfehlte Karriere zurückblickt. Noch einmal reist er mit seiner Crew durch Europa, spielt in Moskau, St. Petersburg, Budapest, Zürich, Paris, Glasgow, räsoniert melancholisch über das Wesen der Tournee und das Älterwerden, kauft auf einem Markt eine Blindenuhr, zeigt das Täschchen mit Pillen und Injektionsbesteck. Beinahe ist er Philip Roths „Jedermann“ als Musiker, der für einen Tag nach Hause fliegt, wo weder Tochter noch Ehefrau auf ihn warten, der keine Hotelzimmer ertragen kann, der die Reise im gemieteten Kleinflugzeug genießt. Am Ende versteht man, weshalb dieser Mann versunken seinen Blues spielt und weshalb er, als er seinen ersten Schlagzeuger wiedersieht – einen „kleinen alten Mann“, so Rea – gewärtigt, dass ja auch er ein kleiner alter Mann geworden ist. Eine anrührende unsentimentale Reise,