Clemens Meyer – Die Nacht, die Lichter

Die Nacht, die Lichter (S. Fischer, 18,90 Eur) von Clemens Meyer enthält 16 Short Stories vom dreckigen Tellerrand der Gesellschaft. Meyer skizziert hier mit wenigen, manchmal armseligen, aber zupackenden Worten Milieus, in denen sich Literatur, die auf Preise und Stipendien schielt, gemeinhin nicht verirrt. Das ist schon mal gut. Dass er seinen Staplerfahrern, Vertretern, Mietboxern, Hartz-IV-Empfängern, Zockern und Kleinkriminellen zumeist aus den ostdeutschen Provinzen dann auch noch individuelles Leben einhaucht, ist noch besser. Meyer schreibt Szenen wie aus einem S/W-Streifen. trist, grau, immer ein wenig dreckig. aber dafür kontrastreich und konturenscharf. Zwei-, dreimal vergreift er sich in seinen Sujets: „Die Flinte, die Laterne und Mary Monroe“ etwa, wo ein Junkie kalt zu entziehen versucht, aber immer wieder rückfällig wird und schließlich im Delirium seine Geliebte erwürgt, ist ein bisschen sehr „Polizeiruf 110“. bloß ausgedacht, da fehlt die Erdung, die seine besseren Geschichten auszeichnen. Und manchmal stimmt die Ökonomie nicht ganz, dann erzählt er mehr, als er müsste. Aber von Sozialkitsch sind auch die paar weniger gelungenen Stories immer noch weit entfernt. Meyer weiß fast immer, wie er seine Protagonisten auf ganzer Linie verlieren lässt und ihnen trotzdem noch ein Stückchen Würde gibt.

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