Coitus

„Coitus“ von David Means kompiliert, erstmals auf deutsch, 20 Stories dieses abgefeimten, beeindruckend bildsicheren, sprachlich exakten Wenigschreibers. Und 20 sind denn auch zuviel. Diese stimmungshaften, bei aller gelegentlichen Drastik – hier wird gemeuchelt, gezündelt und immer wieder passioniert gestorben doch eher handlungsarmen Beobachtungsetüden hätte man besser in einem schmalen Band präsentiert. Der Leser weiß das dann besser zu schätzen. So ist man nach der Hälfte versucht, das Buch aus der Hand zu legen, weil man ja auch mal von der Stelle kommen möchte. Means schneidet, und das liest man bei Short Stories eher nicht so oft, kurze Szenen ineinander, und diese schnelle, quasi-filmische Schnittfolge ist durchaus suggestiv, weil sie hübsche Leerstellen läßt, Rätsel, die man auch nach wiederholter Lektüre nicht knacken wird. Manchmal resultiert daraus aber auch bloß achselzuckende Vagheit, und die steht doch zu sehr im Kontrast zur sprachlichen Akkuratesse. Thematisch geht es hier meist ums Ganze. Eine seiner Figuren denkt sich, „daß der Schmerz der Mittelpunkt der Welt“ sei und also die Voraussetzung für alle Lernprozesse. Means denkt sich wohl auch so etwas, und so müssen seine Protagonisten einiges aushalten, aber Ernst Jüngersche Feierlichkeit kommt hier trotzdem nicht auf: An seinem Bedauern darüber, daß diese Welt so eingerichtet ist, läßt er keinen Zweifel. (19,90 Euro)

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