Come – Gently Down The Stream :: DOMINO/RTD
Carla Faye Tucker hätte ihre Freude an dieser Musik gehabt, denn wie bei der berühmten texanischen Spitzhacken-Mörderin dreht sich bei Come alles um Schuld und Sühne. Das hat eigentlich nichts mit Rock’n’Roll zu tun, der ja viel vom Schuldigwerden handelt, niemals jedoch dafür Abbitte leistet. Sängerin Thalia Zedek hingegen, die sehr gern und oft vom Beichten und vom Bluten berichtet, scheint der Katholizismus tief in den Knochen zu stecken. Was nicht heißt, daß Come kein Rock’n’Roll sind. Im Gegenteil: Ihren Gangzum Beicht- oder zum elektrischen Stuhl absolvieren sie mit Chuzpe und Dynamik.
Ja, Dynamik ist das Wort dafür. Steve Wynn wird gewußt haben, weshalb er sich Come für sein bestes Solo-Werk, „Melting In The Dark“, als Backingband ins Studio geholt hat. Thalia Zedek und Kompagnon Chris Brokaw, die ihre eigenen Alben in wechselnder Begleitung aufnehmen, sind ein eingespieltes Team. Passable Songwriter, unspektakuläre Entertainer, total unbrauchbar für irgendwelche Schlagzeilen. Alle Energien gehen bei ihnen in diesen Zwei-Gitarren-Drive, der zuweilen an den späten Gun Club erinnert.
Daß Come ihr viertes Album „Gently Down The Stream“ betitelt haben, kann man gut akzeptieren, auch wenn „sanft“ nur die eröffnenden Riffe von „One Piece“ genannt werden dürfen. Dafür geht dann alles um so schneller den Bach runter, der eigentlich ein Strudel ist und stromschnellenscharf dem Höhepunkt entgegenschäumt, nämlich „Saints Around My Neck“. Chris Brakow hebt und senkt hier erstaunlich das Tempo und erinnert so an seine Vergangenheit bei Codeine, die ja gerne mal als Ahnen des Post-Rock gefeiert werden. Thalia Zedek, die ihr Handwerk ehedem bei den Noise-Rockern Live Skull erlernt hat, brüllt derweil: „I can’t confess with saints around my neck.“
Irre Beichten aus der Vorhölle.