Comet – Cornelia’s Dad

Will man einem Club voll College-Kids traditionelle Musik andrehen, Musik, die ihre Blütezeit hatte, bevor das jugendliche Publikum auf die Welt kam, muß man sie wohl verbiegen, verfremden, verzerren. Pure Klänge sind verpönt, also bricht man die Tradition über den Leisten Lärm. Der Reverend Horton Heat spielt nicht wirklich Rockabilly, die Bad Livers nicht reinen Bluegrass. Beide sind neo, sind mutiert, gelten als schräg und zumutbar.

Cordelia’s Dad aus Massachusetts entziehen sich dem Zwang des Zeitgeistes, indem sie listig zweigleisig fahren. Ihre Konzerte zerfallen gewöhnlich in zwei Hälften, eine akustisch-lyrische und eine elektrifiziert-brachiale. Kompromissen abhold, können sie so bei Bedarf die eine oder andere Seite ihrer musikalischen Identität nach Außen kehren.

„Comet“ feiert elfmal die folkige und fraglos faszinierendere Seite von Cordelia’s Dad: uralte amerikanische Balladen und Volksweisen. So alt, daß nur die Worte sie als Kinder der Neuen Welt ausweisen, während die Musik mit ihren Rhythmen und Melodien meist eindeutig in englischer oder irischer Tradition steht. Die Umsetzung hier ist alles live und ohne overdubs aufgenommen – ist denkbar primitiv und absolut adäquat: Fiddle, Gitarre, Bass, Gesang. Und so nah am vermuteten ursprünglichen Arrangement wie möglich. Um eine solche Nähe zu erreichen, muß man darüber Bescheid wissen. Das heißt Lesen, Reisen, Zuhören.

Cordelia’s Dad gehen ihrer Musik auf den Grund, betreiben Quellen-Forschung und Feldstudien. Maximum respect. Und volle vier Sterne, wären das nicht noch drei völlig überflüssige Anhängsel. Tracks 12,13 und 14: die andere, hybride Seite. College Folk Rock mit Lärmfaktor sieben. Schade.

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