COODER, SEGUNDO, GONZALEZ, FERRER, OCHOA – Buena Vista Social Club; RUBEN GONZALEZ – Introducing :: World Circuit/TIS

Irgendwo auf dieser Welt wird es einen Idioten geben, der es beweisen wird: Da, an dieser einen Stelle, hat sich Rüben Gonzalez verspielt, so gut ist das Album also gar nicht Der Idiot wird aus dem Marketing kommen oder aus dem Journalismus, er wind einen BMW fahren oder ein anderes Idioten-Auto, und er wird stolz sein auf sein Idiotengehör und seine Idiotenmeinung.

Höfliche Menschen werden ihn daraufhinweisen, daß Rüben Gonzalez 79 Jahren alt ist und solch popelige Kritik unhöflich, doch der Idiot wird sich auf seine Objektivität berufen. Intelligente Menschen werden sagen, daß Rüben Gonzalez seit 64 Jahren Klavier spielt, zu den Besten der Besten der kubanischen Musikelite gehört und sich wohl nur dann verspielt, wenn er sich verspielen will, aber das wird der Idiot nicht mehr hören, weil er bereits über Ry Cooder schwafelt Von dem hat er zwar auch keine Ahnung, aber er kennt seinen Namen und seinen Rang „Welddassegitarrist“. „Ry Cooder“, wird der Idiot sagen, „hat die andere Platte gemacht, das hört man sofort, deshalb ist die so geil.“ Und wie immer redet der Idiot Scheiße.

Denn wenn Ry Cooder auf diesen Alben durch irgendetwas auffallt, dann durch Zurückhaltung. Womit er wahre Größe beweist, denn die Musiker, mit denen er in Havanna diese Alben produzierte, gehören zu den besten der Welt Und zu den ältesten. Was natürlich miteinander zusammenhängt: Der 70jährige Sänger Ibrahim Ferrer, der 89jährige Gitarrist Compay Segundo oder eben auch Ruben Gonzalez haben genug musikalische Erfahrung, um jedes beliebige kubanische Lied in jeder beliebigen Fassung zu spielenund dabei auf jede beliebige Weise zu improvisieren.

Wenn sie gemeinsam Klassiker der Karibikinsel aufnehmen, kann nur herauskommen, was jetzt eben mit „Buena Vista Social Club“ vorliegt: ein perfektes Album. Und wenn die Percussion in Wellen dahinrollen, die Gitarrenmelodien fein wie Nadeln herabprasseln, die Bläser über den Melodien dahinwehen, das Piano elegant tänzelt und die Sänger unsterbliche Melodien anstimmen, hört man, was Ry Cooder meinte, als er sagte: „Die Aufnahme dieser Platte was das größte musikalische Erlebnis meines Lebens.“ Besser wird es nicht mehr.

Weil die Aufnahmen insgesamt aber nur sechs Tage dauerten und somit zwei bereits bezahlte Studiotage übrig waren, spielte Rüben Gonzalez mit denselben Musikern sein erstes Solo-Album ein. Ry Cooder, der den klassisch ausgebildetem Musiker treffend als den „größten Pianisten der Welt, eine Mischung aus Thelonhis Monk und Felix The Cat“ beschreibt, spielt nicht mit, was aber nicht weiter stört: Die Sammlung von Instrumental-Fassungen kubanischer Klassiker ist brillant – die Musik für die Cocktail-Bar im Paradies.

Man kann sich direkt vorstellen, wie dort Jesus und seine Jünger seit Jahren warten und rummaulen: „Wo bleibt die Musik?“ Aber der Herrgott schüttelt immer mal wieder lächelnd den Kopf, jetzt wohl erst recht. Angesichts dieser Platten dürfte er Ruben und seinen Kollegen wohl noch einmal ein paar Jahre auf Erden geschenkt haben.

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