Country Sleep :: Feierliches, überschwängliches Debüt aus Johnny Cashs Haus

Mythenumrankte Gebäude braucht es nicht, um ein gutes Album aufzunehmen. Aber ein Haus, das einst Johnny Cash gehörte, will nicht einmal der sehr bescheidene Songwriter Winston Yellen verbergen. Über das Internetportal Craigslist sei er auf die billige Hütte außerhalb von Nashville gestoßen. Kein WLAN, kein Fernsehen, möglichst wenig soziale Kontakte. Yellen hatte die Abgeschiedenheit gesucht und gefunden. Nachts schrieb er seine Sehnsuchtshymnen im Bett, daher das Pseudonym Night Beds. Manchmal fühlte er sich auch, als jagte er Cashs Geist. Eingefangen hat er dann den von Ryan Adams. Sein Debüt „Country Sleep“ hat das Feierliche von „Love Is Hell“ und Whiskeytowns „Pneumonia“.

Zu Country fand Yellen in der Highschool. In dieser Zeit nahm er erste Demos auf, die er seinen Freunden als EPs andrehte. Doch so richtig schien niemand sein Talent zu bemerken. Also probte der junge Musiker die Pose des verkannten Genies, trank viel Alkohol, schmiss sein Studium, verlor Nebenjob und Freundin und entfloh den Widrigkeiten auf dem Interstate Highway. Vorher verschacherte er noch schnell seinen Jeep Wrangler, um das nötige Kleingeld für seinen Ausflug zu haben.

So schwankt auch „Country Sleep“ zwischen Aufbruch und Unsicherheit, Verzweiflung und Euphorie. Und Yellen besingt mit dem flehentlichen Überschwang des jungen Hallodris, der nichts zu verlieren hat, das erloschene Verlangen („Wanted You In August“), die Einsamkeit („Ramona“) und den Verlust der Liebe („Even If We Try“). Dazu schwelgen die Geigen und flirren die Gitarren unendlich zeitverloren, unendlich traurig. Hoffentlich wird der 23-jährige Songschreiber durch den Erfolg seines Debüts, den man ihm von Herzen wünscht, nicht allzu fröhlich. (Dead Oceans/ Cargo) Max Gösche

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