Craig Thompson – Blankets

Thompson erzählt in dieser Graphic Novel von seiner Kindheit in Wisconsin, die eine reichlich verdruckste Angelegenheit gewesen ist. Seine Eltern sind Frömmler von der strikten Observanz, die auch noch die Wochenenden ihrer Söhne mit Bibelstunden und die Weihnachtsferien mit einer Reise ins Kirchen-Camp verbauen. Und wenn der kleine Craig, der schon früh die Zeichnerei als Zufluchtsort entdeckt, mal eine „Frau ohne Sachen an“ malt, muss er buchstäblich zu Kreuze kriechen. Heulen und Zähneklappern sind nicht gespielt. Die an Psychoterror grenzende Indokrination, die früh ankonditionierten Schuldgefühle machen ihn zum Außenseiter in der Schule. Und aus ihm wäre vielleicht ein normal kaputter Priester geworden, wenn der Heranwachsende nicht Raina kennengelernt hätte, seine erste Liebe, die ihm allein durch ihre Existenz beweist, dass es das Heilige schon hienieden gibt. Thompson erzählt diese sanft melancholische, zu Tränen rührende, absolut kitschfreie Geschichte mit einer narrativen Raffinesse, die man in all ihren Feinheiten noch gar nicht überblicken kann. Souverän setzt er Vorausdeutungen, Reprisen, Leitmotive und verklammert die Symbole zu einem artifiziellen Geflecht. Diese opulente Neuausgabe liegt in der Hand wie eine alte Bibel. (38 Euro)

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