Crosby, Stills & Nash CSN :: Die Magie der unvergänglichen Aufnahmen – plus Neil Young
Wer eins der jüngsten Konzerte von Crosby, Stills & Nash erlebt hat, wird zugeben müssen, dass es ein Unterschied ums Ganze ist, ihre Alben aus den späten 60er-und frühen 70er-Jahren aufzulegen -auch wenn die drei Hippie-Veteranen noch immer recht gut bei Stimme sind. Dazu sei jedem Menschen die lange Zeit vergriffene und jetzt neu aufgelegte Vier-CD-Box ans Herz gelegt, die Songs aus allen Kooperationen (CSN, CSN&Y, C&N, S&N, Manassas) und Soloalben (bis auf Young) umfasst. Ein bisschen schmunzeln muss man, dass hinter den meisten Stücken noch der Vermerk „unreleased“ steht, wurden diese Aufnahmen doch bereits 1991 veröffentlicht.
Aber dann sitzt man doch wieder staunend vor den glockenhellen Schwanengesängen „Suite: Judy Blue Eyes“ und „Helplessly Hoping“, ist fassungslos über die überbordende Westcoast-Rock-Elegie „Almost Cut My Hair“, in dem Crosby noch entfesselter singt und das grandios gepeitschte Gitarren-Duell zwischen Stills/Young noch mehr zum Fieberrausch gerät als in der „Déjà Vu“-Version. „Woodstock“ ist immer noch der beste CSN&Y-Song, den diese niemals schrieben, „Ohio“ noch immer der beste Neil-Young-Beitrag, den dieser je für die Supergroup leistete. „Teach Your Children“ muss damals schon geklungen haben wie greiser Folk-Kitsch. Dagegen strahlen Stills‘ Solostücke wie opulente Meisterwerke, etwa der schwungvolle Gospel „Love The One You’re With“ oder das funkige „Old Times Good Times“ mit keinem Geringeren als Jimi Hendrix an der E-Gitarre. Die leichte Pop-Wehe „Our House“ komponierte Nash für Joni Mitchell auf dem Piano, das in ihrem gemeinsamen Haus im Laurel Canyon stand. Doch es sind die weniger bekannten Songs wie „The Lee Shore“, die diese Kollektion zu einem wahren Schatz machen.
Nur CD vier, die die Jahre 1977 bis 1990 porträtiert, fällt im Vergleich ab. Und man begreift, dass den Herren Crosby, Stills und Nash seit den Siebzigern nichts Gescheites mehr eingefallen ist. Zum Glück konnten sie in schwierigen Phasen stets auf die störrische Antriebskraft Neil Young setzen. Die vorliegende Box liefert zwar keine neuen Erkenntnisse über die musikalische Bedeutung dieser Legenden, verdeutlicht aber noch einmal, dass ihre Magie bis heute nicht verblasst ist. (Warner) MAX GÖSCHE