Dakota Suite – Signal Hill :: Der Klang brechender Herzen aus Englands industriellem Norden

Am Anfang ein Tambour-Wirbeln, das jedoch jäh gedrosselt wird und unmittelbar in ein Lethargo aus Moll-Akkorden mündet. Bleierne Schwere, die Tasten schwarz, die Saiten rostig, das Schlagzeug stoisch. Und dann, nach zwei langen Minuten, hebt Chris Hooson an zu singen, tonlos fast, wie abwesend: „All the days go by/ And the nights do, too/ And I wonder how/ I’m gonna live without you.“ Es ist sieben Jahre her, da laborierte Hooson an gebrochenem Herzen. Die Angebetete hatte ihn nicht erhört. Wochen verbrachte er im Bett, die Vorhänge zugezogen, in stiller Verzweiflung. „Tryin‘ to make my heart stop“, sagt er. Und meint es.

Hooson brennt an allen Enden. Etwas leidenschaftslos zu sehen, ist ihm nicht gegeben. Er leidet an der Wischiwaschi-Welt. Das Leben, eine Kränkung. „The Cost Of Living“ heißt denn auch lapidar dieser erste Song, der sich noch aufrafft, Fahrt aufnimmt. Eine Trompete erschallt, ein Flügelhorn fällt ein, bevor die Musik mählich verebbt.

„Songs For A Barbed Wire Fence“ hieß die Debüt-LP der Band aus Leeds, ein Wunderwerk manischer Melancholie. Ein Album mit instrumentalen Impressionen folgte, ein Interludium nur. Auf „Signal Hill“ adressieren Dakota Suite ihn nun wieder, den Stacheldraht Eine Metapher nur für Trennung und Schmerz. Unerfülltes Verlangen. Darum kreisen diese Worte, und darin brechen sich die stets dunklen Töne. Richard Formbys Lap-Steel wimmert, sein Harmonium schluchzt, eine raue Slide-Gitarre weh klagt, Celli und Violinen tragen Trauerflor. Hooson schert sich nicht sonderlich um Tonart und Notenwerte, sein Gesang liegt nicht selten neben dem harmonischen Habitus des Pop. Vom Radioland sind Dakota Suite weiter entfernt als vom Andromeda-Nebel.

So ausgefeilt wie auf „Fence“ sind die Arrangements hier indes nicht Die Dunkelkammer von „Signal Hill“ bietet wenig Raum fürs Kammermusikalische. Dafür schmachtet in „Riverside“ eine Jazz-Trompete. Chet Baker schlaftrunken. Im Hintergrund rauscht ein Zug vorüber, „Is it true“, fragt Chris Hooson, „are you breaking up inside?“ Eine rhetorische Frage. Der Zug entfernt sich. „I Turned Away So That I Might Not See“ heißt ein Tune aus grämlichen Streichern und einem Klavier, das tönt wie eine Totenglocke. „Recorded and produced“, verrät das Cover, „with all the usual vintage valve and analogue equipment“ Seelenpein, gefühlsecht nur von Vinyl. Gefährlich auf jedem Format.

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