Danny Cohen – We’re All Gunna Die

Ein älterer, knautschiger Mann ist auf den paar schlechten Fotos zu sehen, und sonst weiß man ungefähr soviel: Tom Waits zählt Danny Cohen zu seinen Freunden, hat ihn bei seinem Label untergebracht und ihm den Bassisten Greg Cohen und den Trompeter Ralph Carney mitgegeben, die auf vielen Platten von Waits spielten. Nun darf Danny Cohen auch Alben aufnehmen.

War das erste, im letzten Jahr, noch überdreht und albern, so ist „We ‚re All Gunna Die“ eine wundersam harmonische Straßenmusikplatte. Cohen erzählt mit knarziger, an Waits geschulter Stimme Grotesken aus dem surrealen amerikanischen Alltag- von Dylan und Magritte, von Kühen und Kaffee – und spielt dazu (nicht ohne Ironie) herzergreifende, bittersüße Folk- und Country-Weisen. Hammond-Orgel, Omnichord und Mellotron ergänzen den scheppernden Klang der Band, der natürlich an Waits‘ rumpelndste Songs denken läßt. Auch komische, hörspielartige Geräusche gehören zum fehlenden Konzept.

Cohen (ein Schalk wie Kinky Friedman!) gefällt es, in „Caffeine & Sunlight“ ein kleines Zitat aus „Blonde On Blonde“ einzubauen, und in „Cousin Guy“ erscheint Dylans Album sogar im Text, als Teil einer scheiternden Sozialisation: „Locked in his room to Blonde on Blonde until he got straight A’s/ We knew he was doomed, like that rat Algernon, to lose his mind and fade away.“ Dazu wird der Mundharmonika-Gitarren-Sound („thin wild mercury“) imitiert- Noch ein anderer Gesetzloser, Witzbold und aus der Zeit Gefallener kommt einem in den Sinn: Dan Hicks, dessen fingerfertiger Zigeuner-Jazz hier anklingt: „Tongue-Tied In) Quicksand“. Kirres Kirmesgedudel schwillt im (natürlich) surrealistischen „Magritte“ an: „Surrealistic painters, I used them as drugs.“

Dem Künstler danken wir dafür, daß er die hier zitierten Texte für uns abgetippt hat. Dem Album liegen sie nicht bei. Fabelhafte Hippie-Platte und eine schönere Beerdigung als die von Arcade Fire.

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