Das Fest – von Thomas Vinterberg

Mit Lars von Trier legte Thomas Vinterberg im „Dogma 95“ einen „Schwur der Keuschheit“ ab. Ihre zukünftigen Filme dürfen nur mit der Handkamera gedreht werden, verboten sind Studioaufnahmen, Actionszenen, Genrefilme und optische Spielereien. In „Das Fest“ hat sich der Däne strikt an diese ästhetischen Fesseln gehalten. Manieristisches Kunstgewerbe, dem man diesen visuellen Rigorismus ansieht ist es dennoch nicht geworden – sondern beinhartes, lebendiges Kino als zynischer Hohn auf Ingmar Bergmans „Fanny und Alexander“. Zum 60. Geburtstag eines Hoteliers (Henning Moritzen) trifft sich die Verwandtschaft in seinem feudalen Landgasthof. Der älteste Sohn (Ulrich Thomsen) des Patriarchen hält sich nicht an die Regel: Bei einem Trinkspruch wirft er seinem Vater die Schuld am Selbstmord seiner Schwester vor. Allmählich bröckelt die scheinheilige Fassade der Macht, der Charme der Bourgeoisie verabschiedet sich diskret, und die Kamera umkreist hektisch die psychische Zerfleischung der Personen. „Das Fest“ ist eine bitterböse Parabel über den alltäglichen Faschismus.

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