Das Mechanische Klavier von William Gladdis :: Print-Pop von Frank Schäfer
(Manhatten, 16 Euro). Ein dem Tode entgegensiechender Schriftsteller monologisiert, versucht mit aller Gewalt das Buch über sein Lebensthema zu beenden, und weiß längst, dass er es nicht mehr fertigstellen wird: Wann wurde der Kunst „der heilige Atem der Inspiration“ ausgetrieben? Wann wurde sie an den Rand gedrängt von der der reinen Unterhaltung? Mit der Erfindung des mechanischen Klaviers, das heißt mit der Möglichkeit, dem authentischen, einmaligen ästhetischen Augenblick Dauerzu verleihen, ihn technisch scheinbar ohne qualitative Verluste zu reproduzieren. „Denn sobald die Reproduktion einmal als mehr oder weniger gleichwertig anerkannt wird, heißt es good-bye Authentizität. Folge: Die Kunst schielt von nun an ausschließlich auf ihre Reproduzierbarkeit.“ Das heißt auf den Markt! Man kennt diesen arschverkniffenen, kulturkonservativen, elitären und noch dazu ziemlich snobistischen Sermon. Und man kennt ihn nur zu gut von Schriftstellern, die zu lange in ihrem Alkoven gehockt haben, ohne anregende Sozialkontakte, frische Luft und am Ende gar bei schwindenden Leserzahlen … Gaddis bzw. sein Alter ego, man fragt sich schon, wie groß die Anteile des Autors an seinem Bramarbaseur sind, sucht sich Gewährsmänner zur Fundierung seiner Argumentation: Walter Benjamin natürlich, Freud, Huizinga, Piaton, Flaubert unter anderem. Aber die vielen fremden Zitate werden nicht wirklich integriert. Es ist dies nicht mehr als Bildungsgestammel, eine gelegentlich durchaus erhellende Stoffsammlung, assoziativ zusammengehalten, aber nicht wirklich durchdrungen. So richtig verstanden hat der, der hier redet, die Zusammenhänge offenbar auch nicht. Und so führt der Text, ob gewollt oder ungewollt, eben das vor, was er beklagt: zunehmende Desorganisation, Mangel auch an ästhetischer Ordnung, das Chaos.