David Sylvian – Camphor :: VIRGIN

Weichzeichner-Instrumentals zum Ende von Sylvians Virgin-Vertrag Dornig, meint der Künstler, sei zuletzt die gemeinsame Beziehung gewesen. Aber zumindest habe ihm Virgin in den künstlerischen Belangen nie dreingeredet. Nach 22 Jahren trennen sich nun die Wege, und zum Abschied legt David Sylvian mit „Camphor“ eine weitere Kompilation seiner Virgin-Jahre vor. Diesmal hauptsächlich Instrumentaltitel, einige Nummern aus dem damals als Rain Tree Crow veröffentlichten Japan-Reunion-Album. Manches als Kaufanreiz für den Fan noch mal nachbearbeitet. Gern auch darf man die Zusammenstellung als gelungen bruchlos bezeichnen. Will heißen: Es lullt dahin, mit den sachten Jazzereien, den indienfahrenden Mantras. Ein sorgsam aufgehäufter musikalischer Treibsand aus gleitenden Tönen und verhaltenen Seufzern, mit denen Sylvian all die Ecken meidet, in denen auch nur ein Anflug von Schärfe und Prägnanz nisten könnte.

Mit einer Überdosis Jasmintee intus mag man das im Ergebnis atmosphärisch nennen. Also aufrecht bewusstseinsvernebelnd. Die Seidentuchmalereivariante von Enos Ambient-Konzept, das hier wirklich nur nebenbei gehört werden darf. Weil sich bei jeder genauen Prüfung die Ohrmuscheln beleidigt einrollen. Als Schutz vor der Substanzlosigkeit, die sich in ihrer prätentiösen Ruhmessucht nicht einmal geniert, sich die Ehrenplakette „Experiment“ ans Revers zu heften.

Der fieseste Trick dieser Weichzeichnermusik ist, dass mit den ganzen verhallten Gitarren, den hingetupften Wattebäuschen und sanft verebbenden Stimmungen immer gleich beleidigt ihr Verschwinden angedeutet werden soll. Um damit umso mehr auf die Kostbarkeit dieses flüchtigen Hauchs zu verweisen. Seine Spuren im Sand, die man gestern noch fand. Künsderische Freiheit ist halt auch nicht immer das höchste Gut.

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