David Sylvian – Secrets Of The Beehive :: EMI

Vielleicht, weil der Synthesizer bei Platten von David Sylvian so wichtig ist, steht er in den Notizen zu „Brilliant Trees“ als „Synthesiser“, bedient von Ryuichi Sakamoto, Sylvian selbst sowie den Japan-Musikern Steve Jansen und Richard Barbieri, die als Dolphin Brothers einige melancholisch-atmosphärische Platten aufnahmen. Ganz wie die Stücke des begabtesten, wie Klaus von Seckendorff schreiben würde: Japaners.

Sylvian, naturgemäß blass, still, eigenbrötlerisch und verschroben, schichtete die Sounds mindestens so virtuos, vielgestaltig und breitwandig übereinander wie Peter Gabriel, zu dem Keyboard-Getöse kamen perkussive Gewitter und Trompeten-Ekstasen (Mark Isham!), schön zu hören beim Titelstück von „Brilliant 7ree5″(1984, 3,0). Während die irgendwie poetisch betitelten Songs nicht viel taugen, ist ihre bloße Musikalität mal betörend, mal enervierend. Was der Mann zu sagen hatte, ging die meisten Menschen in den Achtzigern nichts an – und (ein sicheres Zeichen für Zeidosigkeit) auch heute ist Sylvian kaum zu deuten, enigmatisch, verblasen, entrückt.

Mit anderen Worten: ein exklusives, beinahe heimliches Vergnügen, wie die Mitgliedschaft in einem mystelnden Verschwörungsbund. Extremisten sei gleich zu dem Groß werk „Gone To Earth“ (1986, 3,5) geraten, das ausgerechnet vom Gitarrenspiel Robert Fripps einerseits erfreulich geerdet, andererseits in hektische Ausnahmezustände getrieben wird. Aber anders als bei King Crimson bleibt immer etwas Wunderbares: Sylvians Stimme, ein Instrument absoluter Empfindsamkeit und zartester Exaltation. Stundenlang könnte ich dem anstrengungslosen Tenor zuhören, wie er von Unbegreiflichem raunt, wie er dem „River Man“ zuschaut, einer Welle nachsinnt.

Das bringt uns schließlich (wir ignorieren hier das ambitiöse, gespreizte ‚Alchemy – An Index Of Possibilities‘; 1985, 2,0) zu „Secrets Of The Beehive“ (1987, 4,0 ), Sylvians idiosynkratischster, fragilster, zauberischster Arbeit. In den feinsten Verästelungen so filigraner Gebilde wie „September“, „Maria“ und „Let The Happiness In“ macht Sylvian Erschütterungen spürbar, lässt seinen Gesang über kargen Arrangements strahlen. Manchmal passiert gar nichts mehr. Frieden! Die Remaster-Ausgaben enthalten viel Pappe und Foto, aber kaum Nützliches. Doch wird angemessen feierlich Raubkopierern gedroht.

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