David Thomas & Two Pale Boys – 18 Monkeys On A Dead Man’s Chest

Wenn man anlässlich dieses Albums zurückschaut auf die Sturm-und-Drang-Jahre des Rock’n’Roll zwischen 1975 und 1979, dann erscheint David Thomas‘ frühere Band Pere Ubu als eine der wichtigsten und stilbildendsten Gruppen. Da ging es nie nur um ein wenig Randale. In seinem riesigen Kinderkörper versteckte der Sänger einen skurril morbiden Humor, aber auch jede Menge Angst und Neurosen. „Dub Housing“ ist auch heute noch eine faszinierend fremdartige Platte, die mehr mit Polanskis „Der Mieter“ gemeinsam hat als mit The Damned oder den Dead Boys.

Auf eine schwer zu benennende Art und Welse erinnert „18 Monkeys On A Dead Man’s Chest“ manchmal an das Frühwerk von Pere Ubu. Vielleicht wegen der klaustrophobischen Stimmung, die auch diese Platte ausstrahlt? „Where would a pink spider go? And how will it hide in this room? I don’t know, I don’t know“, grübelt Thomas in „Nebraska Alcohol Abuse“. Wie das Ticken einer gigantischen Turmuhr dröhnt dabei die Gitarre, einsam und verloren spielt Keith Molines Violine im Hintergrund.

Doch auf dieser außergewöhnlichen Platte gibt es mehr Themen, Stimmungen, Spielereien, als man in einer Plattenkritik aufzählen kann: In „Brunswick Parking Lot“, dem anrührendsten Song des Albums, reflektiert dieser zarte Fleischberg aus Utah über eine Freundin, die er seit 12 Jahren nicht mehr gesehen hat Eine Frau, die ihn noch kannte, als er „handsome and thin“ war. Thomas fantasiert vom letzten gemeinsamen Treffen an einem magischen See: „No one knows just how deep the Blue Hole goes/ It’s said to be a mystery that way/ It’s so deep it’s like you’re lookin thru a veil of indigo/ Well, it’s the surge of vertigo I fear/ and that’s no mystery.“ Begleitet nur von ein paar spärlichen Gitarrentönen singt Thomas diese unendlich traurige Geschichte einer Lebensangst.

Die Wirkung solcher Lieder liegt auch am Gesang – so rufen einsame Tiere nachts im Wald. Manchmal glaubt man direkt in die Seele des Mannes blicken zu können – und täuscht sich doch. Es sind aber auch die fantastischen, minimalistischen Arrangements die einen sprachlos machen: Was für eine sagenhafte Spannung das grandiose „Prepare For The End“ aufbaut In der ersten Hälfte des sieben Minuten langen Stücks endet jede Zeile auf „Soda Mountain“. Zusammen mit den knappen Delays von Andy Diagrams Trompete erzeugt das einen hypnotischen Strudel. Was für ein magischer Berg mag das sein, den Thomas so sehnsüchtig anruft? Ob der gleichnamige Berg in Oregon hier als Metapher für den Tod steht? Die dröhnenden Gitarrenriffs und die entfesselte Trompete am Ende dieses letzten Songs des Albums legen es fast nahe: „All you ladies take a warning from Soda Mountain/ And be good unto your man lest he’s lost unto that mountain/ Then he’ll wave to you from Soda Mountain/ Then he’ll wave to you…/ And I’ll wave to you from Soda Mountain/ And I’ll wave to you…“ Danach mag man erst mal keine andere Musik hören.

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