Dayna Kurtz – Beautiful Yesterday

Das Timbre ist rauchzart bis pechschwarz, die Begleitmusik meistens prachtvoll, das Fremdmaterial immerhin wohl selektiert, auch die eigenen Songs funktionieren. Der erste, „Music Box“, tönt nur in Kofferradioqualität, zusätzlich unterlegt mit angeblichem Vinyl-Geknister. Weil es sich bei dem Tonträger aber um eine CD handelt, soll dadurch wohl die Sehnsucht und das Originäre betont werden. Die schlechten alten Zeiten eben, aber kurz darauf ist digital trotzdem wohl wieder besser. „And if I could say one thing/ I’d tell time that he’s a bastard“, singt Dayna Kurtz ziemlich bitter.

„I get high/ Then I get low“, klagt die Sängerin kurz darauf in „Love Where Did You Go“, das mit seinem kraftvollen Jazz-Arrangement zu den besten Stücken des Albums gehört. Die Liebe, sie ist nicht aufzutreiben. Es folgen einige Cover-Versionen. „Those Were The Days“ wird mit Zigeuner-Folk unterlegt und lebt hauptsächlich von Todd Reynolds Violinenspiel da ist sie dann wieder, diese Sehnsucht. Leonard Cohens „Everybody Knows“ erfährt ebenso eine angemessene Würdigung wie der alte Prince-Heuler „Joy In Repetition“. Duke Ellingtons „I Got It Bad“ können dagegen weder sie noch die Gastsängerin Norah Jones viel hinzufügen, aber „Amsterdam Crown“ und „Parlez-moi d’Amour“ sind epische, herzerweichende Interpretationen.

Irgendwo auf derselben Etage wohnen wohl Mary Gauthier, Mary Coughlan und auch Marianne Faithfull. Die Liner Notes sind selbstredend voll des Lobes: „Her voice is so rich, the tone so dark, that there is a moment in every song, where you could be listening to a man or a woman.“ Nicht weit von der Wahrheit entfernt, was die englische Herzbuchautorin Haven Kimmel schreibt.

Das Titelstück kommt ganz zum Schluss, die Kurtz ist wieder in der sinistren Melancholie von „Music Box“ angekommen: „Beautiful yesterday…/ Your flowers are dying/ And I’m dying too/ Beautiful yesterday/ I’m dying for you“. Berührend.

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