Def Leppard – Pyromania

Ob es einem gefällt oder nicht: Def Leppard setzten Standards. Mitte der 80er Jahre gab es keine erfolgreichere Hardrock-Band, und niemand saß so lange im Studio, um perfekt produzierte Alben zu fabrizieren. Auch gibt es kaum Bands, die schlimmere Kleidung trugen. Und keine, die mehr Schicksalsschläge einsteckte und trotzdem immer wieder aufstand. Zwei Alben, die jetzt remastered und als Doppel-CDs mit Bonus-Tracks veröffentlicht werden, fassen die zehn Jahre zusammen, in denen Def Leppard den Rock-Markt beherrschten.

„High N‘ Dry“ von 1981 war vielleicht das bessere Album, „Pyromania“ (1983) aber brachte den kommerziellen Durchbruch. Die Produktion übernahm – wie auch all die Jahre danach – Robert „Mutt“ Lange, und hier ist alles auf Wucht und maximale Wirkung angelegt. Joe Elliott plärrt sich bei „Stagefright“ die Seele aus dem Leib, gibt bei der angebluesten Ballade „Too Late For Love“ dann aber den Gefühligen. Und die Briten zeigen bei „Foolin'“ und „Rock Of Ages“, dass man kein Amerikaner sein muss, um ungeniert Mainstream-Rock mit eingängigsten Melodien und simpelsten Refrains zu fabrizieren. Das Bonus-Album, „Live – L.A. Forum 1983“, beweist, wie sehr sich diese Band forderte. Ihrem Arbeitsethos entsprechend, baute sie auch noch John Fogertys „Travelin‘ Band“ in ihr Set ein.

Die erste große Katastrophe kam im Dezember 1984, als Schlagzeuger Rick Allen bei einem Autounfall einen Arm verlor – was ihn nicht daran hinderte weiterzutrommeln. Den Karriere-Höhepunkt erreichten sie 1987 mit „Hysteria“, danach begann der schleichende Abstieg. Während der Aufnahmen zu „Adrenalize“ (1992, 3) starb Gitarrist Steve Clark an einer Überdosis, der Spaß von „Let ’s Get Rocked“ ließ sich danach nicht leicht aufrechterhalten. Immerhin bewiesen Def Leppard damit ihren Sinn für Humor, der vielen Menschen bei Stücken wie „Armageddon It“ bisher entgangen war. Das Pathos von „Have You Ever Needed Someone So Bad“ und allzu plumpe Standard-Rocknummern wie „Heaven Is“ zeigten allerdings erste Verschleißerscheinungen, perfekte Produktion hin oder her. Zu viel brauchbares Song-Material war in den Jahren wohl auch nicht zusammengekommen, denn die Bonus-B-Seiten auf dem zweiten Album sind überwiegend Live-Aufnahmen, darunter eine schöne Akustik-Version von „Two Steps Behind“ und Hendrix‘ „Little Wing“.

Obwohl „Adrenalize“ in den USA sofort Nummer eins wurde, waren die Tage des hemdsärmeligen Hardrock ebenso gezählt wie die des pompösen Metal – und die Band, die beides so perfekt mischte, musste zusehen, wie ein ungewaschener Typ namens Kurt Cobain sich über sie und ihresgleichen lustig machte. Ein Schock, von dem sie sich leider nie wieder erholten.

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