Delaware – Lost In The Innocence Of Beauty
Nichts Neues zum Thema Melancholie aus Norwegen Irgendwann einmal – und wahrscheinlich früher als uns lieb ist – werden wir Richard Holmsen und Jon Fredrik Torgersen für die Platte, die sie mit ihrer Band Delaware gemacht haben, dankbar sein. Wenn wir das nächste Mal von unserer Freundin verlassen werden oder Bayern München wieder Deutscher Meister geworden ist, legen wir bestimmt das Album „Lost In The Innocence Of Beauty“ auf. Denn in depressiven Menschen findet dieser melancholisch aufgeladene Indie-Pop willige Opfer. Wer allerdings gerade von Schicksalsschlägen verschont wird, den langweilt die Platte allzu schnell. Dabei sind viele Songs für sich betrachtet von berückender Schönheit: „Wish For“ mit seinem verhuschten E-Klavier, ,A Butterfly Kiss„, das in ein filigranes Klanggebäude Wehmut sickern läßt; „The Fourteenth“, bei dem sich hinter einer Gitarrenwand verträumter Pop auftürmt.
Doch das Album kennt nur diese eine melancholische Tonund Gemütslage. Es gibt immer die gleichen zärtlich-verhallten Intros zu hören, und die Vorliebe von Delaware für Dynamiksprünge zwischen Strophe und Refrain dokumentiert genauso wie Holmsens Gewohntheit, sich in besonders dramatischen Momenten in die Kopfstimme zu flüchten, die geringe Variationsbreite, zu der die Band fähig ist. Das Elegische holt man sich von Coldplay und Keane, den Popappeal von A-ha und den ganze Rest von Muse, was vor allem bei dem Song „Unfold“ nicht mehr zu überhören ist. Und daß das Texteschreiben nicht gerade zu den Stärken der Band gehört, verrät ja bereits der pseudopoetische Titel des Albums.
Nachdem Delaware ihr Debüt „…And Everything Reminds Me“ noch für Sony in Berlin von George Kaleve (Guano Apes) produzieren ließen, saß diesmal Alex Moklebust (Zeromancer) an den Reglern. Er macht einen guten Job, weiß, wann es des Bombasts genug ist und haut mit originellen Einfällen immer mal wieder Luftlöcher in den wall of sound. Allerdings sind die musikalischen Mittel von Delaware zu begrenzt, um diese Produktion wirklich mit Substanz zu füllen. Bei unserem nächsten depressiven Schub sehen wir das aber sicher ganz anders.