Der Stellvertreter, Regie: Costa-Gavras :: (Stan 30.5.)
Einige der beklemmendsten Polit-Thriller hat Costa-Gavras gedreht, darunter «Z“, „Der unsichtbare Aufstand“ und „Vermisst“. Dieses aufklärerische Talent und Bewusstsein ist schließlich in den 80er und 90er Jahren nicht nur ihm abhanden gegangen. Mit „Der Stellvertreter“ hat er nun ein Theaterstück von Rolf Hochhuth verfilmt, das dem Vatikan durch das Schweigen des Papstes Pius Xu eine Mitschuld am Holocaust zuschreibt. 1963 wie heute gab es Proteste der katholischen Kirche. Im Mittelpunkt steht der historisch verbürgte Chemiker und SS-Offizier Kurt Gerstein (Ulrich Tukur), der mit dem Nachschub von Zyklon B betraut ist. Als er sieht, wie damit Juden vergast werden, will der gläubige Protestant über einen Jesuiten (Mathieu Kassovitz) und den Papst die Öffentlichkeit informieren. Costa-Gavras‘ Inszenierung ist etwas hölzern. Doch Gersteins psychologisches Duell mit einem mephistophelischen SS-Arzt (famos: Ulrich Mühe) und der Zynismus in den Buchhalter-Debatten über die Wirtschaftlichkeit und Zeitpläne der Massenmorde machen den Film zum Mahnmal. 3,5