Der Totmacher von Romuald Karmakar; Hallo, Mr. President von Rob Reiner

ab 23. November Das Kino hat den kannibalischen Hannibal Lector zum populärsten Psychopathen unserer Zeit gemacht. Der Hannoveraner Kaufmann Fritz Haarmann hat 24 Jungen getötet und tatsächlich gelebt. „Der furchtbarste Mörder des 20. Jahrhunderts“, 1925 hingerichtet, inspirierte Kunstschaffende zu Pa-rabeln oder Psychogrammen. Jahrzehnte später noch sangen Kinder „Warte, warte noch ein Weilchen, bald kommt Haarmann mit dem Hackebeilchen“. Er wollte ein Denkmal, bekam Sympathie- und Haßbriefe. „Nee, nee, so etwas schreibt man nicht“, rief er – geschmeichelt. So steht es in den Protokollen der Gerichts-Psychiatrie. Diese 300 stenographischen Seiten vom Gespräch des Psychiaters und Göttinger Heilanstalts-Direktor Professor Dr. Ernst Schultze mit Haarmann hat der deutsche Filmemacher Romuald Karmakar zu einem klaustrophobischen Kammerkino verdichtet. 114 Minuten in einem Zimmer mit Schultze (Jürgen Hentsch), Haarmann (Götz George) und dem Stenographen (Pierre Franckh), Verhör, Tribunal, Beichte, drei Akte zwischen Erforschen, Ekel und Erschöpfung. Es beginnt mit dem Einmaleins der Psychologie: Wo liegt die Nordsee, was sind Prozente, warum ist Betteln verboten? Haarmann ist wie ein Schuljunge, äfft Schultze nach, schweift ab. Er schäkert mit dem Protokollanten, dieses „hübsche Kerlchen“, und wird redselig. „Puppenjungs“ nennt er Strichknaben vom Bahnhof, mit denen er „poussiert“ habe, „das war schön“. Unvermittelt ist das Entsetzen da. Wie Haarmann erregt den Jungen die Kehle zerbissen, ihre Leichen ausgeweidet, die „Koppe kaputtgemacht“ und auch den „Putheinann“ zerstückelt habe -tack, tack, tack, tack, „der rutsche immer weg“. Hahnenkämpfen, Söldnern und Pitbulls hat Karmakar in seinen Dokumentarfilmen zugesehen. Auch hier behält er seinen unschuldigen Blick auf das Monströse. Statt die Moritat blutrünstig zu illustrieren, zielt er auf das Grauen in unserem Kopf. George winselt, schreit, sabbert, ist devot, linkisch, listig und brilliert mit schauerlicher Komik. Zuletzt scheint fürsorgliches Mitleid in Schultze zu drängen. Beim Abspann ist Haarmanns Hecheln zu hören. Angst-Atem. OH von Rob Reiner ab 14. Dezember Wie verabredet sich der US-Präsident zum ersten Rendezvous? Wie bestellt er telefonisch Blumen, wenn er weder Bargeld noch Kreditkarte besitzt? Diese Weltprobleme muß Michael Douglas vor seiner Wiederwahl lösen. Das Beraterteam (Martin Sheen und Michael J. Fox als Dauerquassler) ist entsetzt, als sich der Witwer in die schlagfertige Naturschützerin Sydney (Annette Bening) verguckt. Leider muß Douglas grimmig einen Angriff auf Libyen befehlen. Statt Frank Capra also nur CNN. JBH

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