Devo – Pioneers Who Got Scalped – The Anthology

Manche Devo-Kultisten schwören ja, dass dieses 1972 gegründete Quintett aus Akron, Ohio, seine besten Jahre schon hinter sich hatte, als Brian Eno das Debüt-Album „Q: Are We Not Men A: We Art Devo“ produzierte. Anarchistischer klingen diese semi-professionellen frühen Aufnahmen auf den beiden „Hardcore“-CDs ja tatsächlich. Man hat die Band als Faschisten beschimpft und etwas hilflos als „New-Wave-Variante von Kiss“ bezeichnet, die Nase gerümpft über ihre gelegentliche Vorliebe für Fäkalsprache und ausgesprochen misogyne Haltungen in manchen Songs ausgemacht. Devo spalteten auf jeden Fall Kritik und Publikum in zwei Lager, und zwar bis heute.

Gevere, mit futuristischem Showbusiness-Kommerz operierende Elektronik-Rocker für die einen, waren sie begnadete Pop-Visionäre für die anderen. Ein zunehmend faderer Witz für manche, als sie nach ihrem dritten und erfolgreichsten Album „Freedom Of Choice“ immer weniger inspirierte Platten vorlegten. Noch Jahre nachdem sie sich aufgelöst hatten, meinte Bassgitarrist und Sänger Gerald Casale sich gegen die Verächter verteidigen zu müssen mit der Behauptung: „Ich glaube, wir waren ja die am meisten missverstandene Band überhaupt. Denn hinter der ganzen Satire war unsere Botschaft eine humanistische, nicht eine inhumane!“

Prophetisch waren Devo-Auftritte und -Videos nicht zuletzt insofern, als man sie inzwischen auch als boshafte Satire auf die derzeit grassierende Spaßkultur und die allgemeine Verblödung sehen kann. Zumindest gilt das für die Aufnahmen der Jahre 1977 bis 1980, von denen man gut zwei Dutzend der besten auf der ersten CD der – doch etwas larmoyant und selbstmitleidig betitelten „Pioneers Who Got Scalped“-Anthologie platzierte. Die zweite dokumentiert den gemächlichen Niedergang anhand ausgewählter LP-Tracks, Single-Remixes, Soundtrack-Aufnahmen und allfälliger Raritäten. Eine clevere Auswahl, weil sie die drei frühen LPs nicht wirklich überflüssig macht.

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