Die Aeronauten

Jetzt Musik

L'Age D'Or/RTD

Die beseeltesten Bläsersätze seit Dexy’s Midnight Runners, die traurigste Trompete seit den Pale Fountains. Ausgehend vom britischen Pop der frühen 80er Jahre erarbeiten die Aeronauten aus der Schweiz ein Idiom deutscher Zunge, das ohne alle Fisimatenten sein Anliegen formuliert.

Superklasse, wie auf ihrem dritten Album „Jetzt Musik“ die kniffelige Melodiösität der Arrangements mit einem dunkel gefärbten Gesang zusammengeht, der lakonisch die im Raum stehende (oder über dem Land liegende) Stimmungen erfaßt. Diese Pop-Musik kommt ohne Glücksversprechen aus, weil dessen Erfüllung immer hinter der Wirkung des schönen Akkords zurückbleiben muß, der das Lied zum Klingen bringt.

Solche Erkenntnisse liefern den Stoff, aus dem die Melancholie gemacht ist. Und die besingen die Aeronauten selbstverständlich und selbstironisch wie keine andere deutschsprachige Band. Um beim Akkord zu bleiben (und um zu den Genüssen des Alterns zu kommen, die diese dem Teenalter entwachsene Band kennengelernt hat), hören wir einmal in das bissige Lied „Countrymusik“ rein. Der, so meint Sänger Olifr, müsse man früher oder später einfach verfallen. Wobei er das Wort „Country“ wie „Kaugummi“ intoniert und raunzt: „Ich leg die Platte auf/ Und mir kommt Zelten in den Sinn/ Sie wengeln den Akkord/ In einem fort/ Bis die Kühe nach Hause kommen.“

In dem Song „Schuldigung“ singt Olifr über die Liebe, ohne von ihr zu sprechen. Weil: „Irgendwann hat jede Platte ’nen Sprung.“ Die Platte der Aeronauten aber drehtsich und dreht sich und nutzt sich nicht ab. Nennen wir sie der Einfachheit halber zeitlos.