Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 :: Blutbad in der Underground (Start 23.7.)

Gemessen am kreativen Wahnsinn von New Hollywood war 1974 das Original „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123“ eine konventionelle Studioproduktion. Heute gilt dieser Thriller als Klassiker, und das hat zwei Gründe: Joseph Sargent inszenierte die simple Story straff als Psycho-Duell aus angespannter Ruhe und präzisem Rhythmuswechsel.

Atmosphärisch passt das durchaus in eine Reihe typischer 7Oer-Jahre-Meisterwerke wie „Brennpunkt: Brooklyn“ oder „Hundstage“. Und Walter Matthau, der schon bei „Massenmord in San Francisco“ einen Cop gespielt hat, streute als Chef der U-Bahn-Polizei grandios sarkastische Bonmots ein.

Dagegen hat Scott beim Remake zwei Probleme: Er muss mehr Krawall und Tempo machen, damit die Game-Generation noch Nervenkitzel verspürt – und kann auch nichts anderes. Wie immer täuschen Satellitenbilder, Zeitraffer und verzerrte Optik zusätzliche Rasanz vor. Das Polizeiauto mit dem Lösegeld überschlägt sich beim Unfall nicht nur, es muss noch von einer Brücke stürzen und gerammt werden. Gleiches gilt für den Bodycount: Robert Shaw droht im Original als kühler Mr. Blue (Tarantino zitiert die Tarnnamen der Bande in „Reservoir Dogs“) mit Gewalt nur als Druckmittel und streitet mit einem hitzigen Komplizen, jetzt knallt John Travolta als psychopathischer Prolet munter Geiseln ab. Billig ist das Finale, bei dem Denzel Washington als Fahrdienstleiter und Familienvater humorlos über sich hinaus wächst. Aber wer weiß: Vielleicht gelten Scotts Filme irgendwann als Klassiker.

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